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Katzav wegen Vergewaltigung verurteilt

TEL AVIV (inn) - Israels ehemaliger Staatspräsident Mosche Katzav wurde am Donnerstag vom Bezirksgericht in Tel Aviv wegen Vergewaltigung in zwei Fällen und sexueller Nötigung schuldig gesprochen. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Katzav zeigte sich nach der Verurteilung fassungslos.

Der Anwalt des früheren Staatsoberhauptes erklärte nach dem Urteil, sein Mandant werde weiter versuchen, seine Unschuld zu beweisen. Insgesamt hatten drei Frauen Katzav wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung während seiner Amtszeit als Tourismusminister in den Jahren 1996 bis 1999 und während seiner Präsidentschaft von 2000 bis 2007 angeklagt. Das Gericht zeigte sich von der Wahrheit der Klägerin, die den Vergewaltigungsvorwurf erhoben hatte, überzeugt. Katzav habe sich laut den Richtern hingegen in „Lügen verstrickt“.

Die Staatsanwältin Ronit Amiel sagte nach dem Urteil: „Dies ist kein freudiger oder leichter Tag für die Nation oder die Frauen in dem Fall, aber er beweist die Stärke der israelischen Demokratie. Selbst Präsidenten werden, wenn nötig, vor Gericht gestellt. Das bringt der israelischen Gesellschaft Ehre.“

Während der Urteilsverkündung hatten zahlreiche Anhänger verschiedener Frauenorganisationen vor dem Gerichtsgebäude demonstriert. Sie versicherten den betroffenen Frauen gegenüber ihre Solidarität und forderten ein hartes Strafmaß für Katzav. Als die Entscheidung bekannt wurde, brachen sie in Jubel aus.

Boas Katzav, einer der Söhne des Ex-Präsidenten, sagte nach der Verurteilung: „Dies ist eine schwierige Zeit für die Familie. Wir werden weiter stolz auf unseren Vater sein.“

Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“, von dem Urteil gingen zwei Botschaften aus: „Dass alle Männer und Frauen vor dem Gesetz gleich sind, und dass Frauen volle Rechte über ihre Körper haben“. Verteidigungsminister Ehud Barak sprach von einem „schwierigen und traurigen Tag für den Staat“. Allerdings habe die Gerichtsbarkeit in Israel erneut gezeigt, dass jeder vor dem Gesetz gleich sei.

Katzavs Nachfolger Schimon Peres kommentierte das Urteil mit folgenden Worten: „Es gibt nicht zwei israelische Staaten. Es gibt nur einen Staat Israel. Und es gibt nicht zwei Gerichtssysteme in Israel, sondern es gibt nur eins. Es gibt nicht zwei Arten von Bürgern in Israel, sondern nur eine, und alle sind vor dem Gesetz gleich.“

Hintergrund

Im Sommer 2006 hatte der damalige Präsident Katzav der Polizei mitgeteilt, dass eine ehemalige Angestellte versuche, ihn zu erpressen. Sie habe 200.000 Dollar dafür gefordert, dass sie über angebliche sexuelle Beziehungen zwischen ihm und ihr schweige. Katzav reichte auch eine Aufnahme des Erpressungsversuches ein. Doch die Beschuldigte warf ihm vor, sie durch Einschüchterung zu einer sexuellen Beziehung genötigt zu haben. Dabei habe er seine Stellung als ihr Vorgesetzter ausgenutzt. Die Anschuldigungen zogen Beschwerden weiterer Frauen nach sich.

Katzav sah sich nach eigenen Angaben einer Hetzkampagne ausgeliefert. Im Juni 2007 trat er wenige Wochen vor Ende seiner Amtszeit zurück. Sein Nachfolger wurde Peres. Im späteren Verlauf der Anschuldigungen traf Katzav eine Abmachung mit dem Generalstaatsanwalt. Darin gestand er sexuelle Belästigung und die Bedrängung von Zeugen. Im Gegenzug sollten die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn aufgehoben werden. Auf diese Weise wollte er einer Haftstrafe entgehen. Im April vergangenen Jahres hatte Katzav die Abmachung jedoch widerrufen, um sich einem Gerichtsverfahren zu stellen und seinen Namen „reinzuwaschen“.

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