NEU DELHI (inn) – Die meisten ausländischen Urlauber in der umkämpften Kaschmir-Region sind Israelis. In diesem Jahr kamen bisher 960 Touristen aus Israel in das Gebiet, das von Indien und Pakistan beansprucht wird.
Die Bevölkerung im Kaschmir reagiert auf diesen Trend. So hat der moslemische Besitzer eines Kunsthandwerkladens in der Stadt Srinagar vor kurzem das englische Eingangsschild durch ein hebräisches ersetzt. „70 Prozent meiner Kunden sind Israelis“, sagte der 50-jährige Gulzar Ahmad der Nachrichtenagentur Reuters. „Deshalb habe ich mein Firmenschild verändert, um mehr Israelis anzuziehen.“
Obwohl es in Kaschmir fast täglich blutige Auseinandersetzungen zwischen Militär und militanten Moslems sowie Granatenangriffe und Bombenattentate gibt, fühlen sich die israelischen Touristen dort wohl. „Kaschmir ist ein erstaunlicher Ort, und seine Menschen ebenso“, erzählt die 28-jährige Rita Katzir, eine Software-Ingenieurin aus Israel. „Gewalt kann einen überall treffen, in jedem Teil der Welt. Ich kann überall sterben – in Washington, in Jerusalem, hier in Srinagar, in Tel Aviv oder in einer anderen Stadt. Tod ist Bestimmung.“
Die meisten Ausländer kommen in die Region am Himalaja, obwohl sie von ihren Regierungen davor gewarnt werden. Das gilt auch für die Israelis. Im Jahr 1991 verschleppten Rebellen sechs israelische Touristen aus Srinagar. Eine der Geiseln wurde getötet, vier konnten entkommen und die sechste wurde wieder freigelassen.
„Ich kenne die Probleme hier“, sagt Ronan Madiani, ein 32-jähriger Rechtsanwalt. „Aber ich respektiere die Regeln und halte mich daran. Wenn es dunkel wird, gehe ich in mein Hotel.“
Adam Koas, ein Student aus Tel Aviv, erklärt: „Wir wissen, was Unruhen bedeuten und wie schmerzhaft es ist, wenn Blut vergossen wird. Ich habe vollste Sympathie für die Menschen in diesem schönen Teil der Welt. Ich kann nur für sie beten.“
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, stellen die Chinesen mit bisher 700 Besuchern die zweitgrößte Urlaubergruppe im Kaschmir. Auch im vergangenen Jahr machten die Israelis den größten Teil der ausländischen Touristen aus. Insgesamt kamen 1.097 Menschen aus Israel nach Kaschmir.
Bevor der Aufruhr im Jahr 1989 begann, kamen pro Jahr etwa zwei Millionen Urlauber in die Region. In diesem Jahr sind bisher 200.000 Besucher erschienen, ungefähr 10.000 von ihnen waren Ausländer.