MAINZ (inn) – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat die Äußerungen deutscher katholischer Bischöfe zu Israels Politik in den Palästinensergebieten bedauert. Einige Geistliche hatten während einer Israelreise die Lebenssituation der Palästinenser in den Autonomiegebieten mit der Ghettoisierung während der NS-Zeit verglichen.
In einem Brief an den Leiter der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Avner Schalev, schreibt Lehmann: „Die Gefühle der Überlebenden der Schoah oder der jüdischen Bevölkerung in Israel zu verletzen war zweifelsfrei niemandes Absicht.“
Weiter heißt es: „Vor allem geht es ganz unabhängig von der Situation nicht an, heutige Problemlagen oder Situationen des Unrechts in irgendeiner Weise mit dem nationalsozialistischen Massenmord an den Juden in Verbindung zu bringen.“ Lehmann könne es „gut nachvollziehen“, dass eine Äußerung, die im Angesicht des palästinensischen Leides auf das Warschauer Ghetto Bezug nahm, für Irritationen und Widerspruch sorgte.
Lehmann versuchte, das Empfinden der deutschen Bischöfe nach dem Besuch in Yad Vashem und der darauffolgenden Reise in die Palästinensergebiete zu verdeutlichen. Nicht wenige Geistliche hätten „besonders im Schatten der Sicherheitszäune und Mauern in Bethlehem eine starke innere Anspannung angesichts der bedrückenden Situation“ verspürt. Dieses Gefühl habe in einigen „harten Äußerungen seinen Niederschlag gefunden, von denen einzelne sicherlich nicht angemessen waren“.
Derartige „situativ zugespitzte Äußerungen“ dürften allerdings nicht mit einer umfassenden Beurteilung der Gesamtlage verwechselt werden, der „eine abgewogene Prüfung der Zusammenhänge und eine Gewichtung aller Gesichtspunkte zugrunde liegt“. Solch eine Bewertung habe Lehmann in seiner Abschluss-Presseerklärung versucht, heißt es in dem Brief weiter. Er versicherte, auch die Bischöfe, die sich kritisch über die Lage in den Autonomiegebieten geäußert hatten, stellten „in keiner Weise die Bedrohung der Israelis durch den Terrorismus in Frage“.
Zuvor hatte der Leiter der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, Schalev, die Bemerkungen der Bischöfe in einem Schreiben an Lehmann kritisiert. Kritik an den umstrittenen Vergleichen der Bischöfe kam auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland und vom israelischen Botschafter in Berlin, Shimon Stein.
Der Ständige Rat der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz befand sich vom 26. Februar bis 4. März auf einer Pilgerreise im Heiligen Land.