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Kanada: Jüdische und christliche Proteste gegen Werbung für Hisbollah

Eine Werbetafel sorgt in der kanadischen Stadt Windsor für Diskussionen. Dort ist unter anderen Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah zu sehen. Dazu heißt es in englischer Sprache: "Libanesische und arabische Gemeinschaften in Windsor gratulieren den Libanesen zu ihrer Standhaftigkeit und ihrem Bemühen, im Libanon Frieden zu schaffen." Juden und libanesische Christen protestierten gegen diese Reklame für die radikal-islamische Hisbollah - mittlerweile wurde sie entfernt.

Einer der Initiatoren, Hussein Dabaja, verteidigte das Schild gegenüber der Zeitung „Windsor Star“: „In Kanada wollen wir Frieden. Wir versuchen nicht, irgendjemanden zu beleidigen. Wir haben Redefreiheit. Es ist ein freies Land. Wir können alles tun. Jeder Libanese hat jemanden, der im Libanon gestorben ist, die Freiheitskämpfer. Wer ist die Hisbollah? Unsere Brüder, unsere Familie, unsere Eltern, unsere Freunde. Wir sind nach Kanada gekommen, und sie sind dort geblieben, um zu kämpfen.“

Die Tafel wurde am vergangenen Freitag an einer Straßenkreuzung angebracht und zog sofort die Kritik des jüdischen Gemeindezentrums, der christlichen politischen Gruppe „Kataeb“ und anderer Organisationen auf sich. Im Jahr 2002 hat die kanadische Regierung die Hisbollah („Partei Allahs“) zu einer Terrorvereinigung erklärt. Dieser Auffassung widersprach der 39-jährige Sam Ali, der ebenfalls aus dem Libanon stammt: „Hisbollah ist Freiheitskampf. Wer sie als terroristisch bezeichnet, ist ein Lügner.“

Nasrallah habe Gutes getan, fügte der Muslim hinzu. Er habe die Menschen durch Krankenhäuser und Medizin unterstützt. „Wenn Nasrallah im Libanon spricht, gehen anderthalb oder zwei Millionen Menschen auf die Straße, um zuzuhören.“ Ein weiterer Unterstützer der schiitischen Gruppe, Ayat Choukeir, sagte: „Bevor wir Kanadier wurden, waren wir alle Libanesen. Es macht uns wirklich froh, einen Teil des Libanon in unserer Stadt zu sehen.“

„Nicht gegen Juden gerichtet“

Nach Dabajas Aussage sollte das Schild keine antijüdische Erklärung darstellen. „Leute, die etwas gegen die Tafel haben, mögen die Hisbollah nicht und wollen keinen Frieden.“ Mit anderen Mitgliedern der libanesischen Gemeinschaft in Windsor hatte er vor sieben Monaten die Idee, das Schild für ein Wochenende in der Stadt aufzustellen. Zuvor hatten sie andere Möglichkeiten diskutiert, Leute in der Heimat „zu ehren“ – angedacht war unter anderem eine Lichterkette.

Die Möglichkeit, die Kämpfer im Libanon zu ehren, habe für viele eine große Bedeutung – auch für ihn, fügte Dabaja hinzu. Israelische Soldaten hätten seinen damals 19-jährigen Bruder Ritham, ein Hisbollah-Mitglied, 1985 aus seinem Elternhaus im Libanon fortgebracht. Er sei inhaftiert und gefoltert worden und zehn Jahre später im Gefängnis gestorben. Außerdem hätten Hisbollah-Guerillas im vergangenen Jahr seinen Sohn gerettet, der Urlaub im Libanon machte. Er habe sich in einer Schule versteckt, die von einer israelischen Bombe getroffen worden sei. Auf die Taten solcher Leute solle die Tafel aufmerksam machen.

„Nasrallah ist wie Jesus“

Dabaja machte die kanadische Regierung für die Probleme mit dem Schild verantwortlich. Diese habe den Libanesen das Gefühl vermittelt, dass „die Regierung gegen sie ist“. „Kanada muss den Fehler verbessern, den es gemacht hat, und die Hisbollah von der Terrorliste streichen. Sie hat die Hisbollah als terroristisch abgestempelt, ohne Respekt gegenüber dem islamischen Volk zu haben.“ Das sei für viele Libanesen nur schwer zu schlucken. So über Nasrallah zu reden, sei, als würde man sagen: „Jesus ist schlecht.“

Der Geschäftsführer des jüdischen Gemeinschaftszentrums in Windsor, „Harvey Kessler“, bezeichnete das Schild hingegen als „Gegenteil von Frieden“ und eine Botschaft von Terroristen. „Hoffentlich führt es zu einer Diskussion über die Art von Gemeinschaft, in der wir leben wollen.“ Daran müssten sich auch libanesische und kanadische Vertreter in Kanada beteiligen.

Kritik an der Auffassung der Hisbollah-Anhänger kommt außerdem vom kanadischen Journalisten Dave Gordon. Er weist darauf hin, dass der Sender „CBS Outdoor“ die Tafel zur Verfügung gestellt habe. In der „National Post“ schreibt er: „Auch wenn die Hisbollah auf der Terrorliste steht, hat CBS Outdoors vielleicht gedacht, diese Botschaft sei ausreichend Mainstream, um gesendet zu werden? Schließlich sickern anti-israelische Botschaften zunehmend in den Mainstream und werden dadurch fast akzeptabel. Selbst der frühere amerikanische Präsident Carter hat Israel öffentlich verunglimpft (einschließlich des ‚Apartheid‘-Etiketts). Der englische Kanal von ‚Al-Dschasira‘ sendet seine tendenziöse Berichterstattung zur arabischen Sache über Satellitenfernsehen für Kanadier. Die Botschaft der Hisbollah unterscheidet sich oft nicht so sehr davon.“

„Wo bleibt der Protest des Bürgermeisters?“

Gordon fragt weiter: „Wo war der Bürgermeister von Windsor, Eddie Francis? Man könnte meinen, sein Büro hätte in einem Versuch, negative Werbung zu vermeiden, schon eine offizielle Verurteilung in der Schublade gehabt.“ Auch Stadtrat Alan Halberstadt, der für den Bezirk zuständig ist, in dem das Schild aufgestellt wurde, habe sich nicht deutlich geäußert. Er habe es begrüßt, dass die Tafel verschwunden sei, weil er solche Diskussionen nicht wünsche. „Herr Halberstadt hätte stattdessen sagen können, dass Unterstützung für eine Terrorgruppe in jeglicher Form in seinem Bezirk, seiner Stadt und Kanada unerwünscht sei. Wenn sich die jüdischen und christlichen Gruppen nicht beschwert hätten, hätte es ihn überhaupt gekümmert?“

Der Kolumnist kommt zu dem Schluss: „Dieser kleine Zwischenfall mag als Zeichen für die kommenden Dinge dienen. Wie lange wird es noch dauern, bis wir sehen, dass der Iran Anzeigen in westlichen Zeitungen veröffentlicht, die saudischen Prinzen Werbespots während des SuperBowl kaufen oder Syriens (Präsident) Baschar Assad für Radioreklame zahlt?“

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