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„Kalter Krieg“ gegen Siedlungen

Nachdem er die israelische Kundschaft durch anpasste Angebote erobert hat, kündigt der Speiseeis-Hersteller Ben & Jerry's einen Siedlungsboykott an. Premierminister Bennett kritisiert den Schritt als „antisemitisch“.
Wenn es nach der amerikanischen Firma geht, wird dieses Eis demnächst nicht mehr an Juden in Siedlungen verkauft

SOUTH BURLINGTON (inn) – Der weltweit bekannte amerikanische Eiscreme-Hersteller Ben & Jerry’s will künftig seine Waren nicht mehr in den sogenannten „israelisch besetzten palästinensischen Gebieten“ verkaufen. Die Firma erklärte am Montag, sie habe „die Bedenken erkannt, die unsere Fans und vertrauenswürdigen Partner mit uns geteilt haben“. Sie ergänzte, dass es „unvereinbar mit unseren Werten wäre, mit den aktuellen Handelsvereinbarungen weiterzumachen“.

In den israelischen Medien war von einem „Kalten Krieg“ gegen die Siedlungen die Rede. Ebenso wurde da empört gefragt, was denn Eiscreme mit Politik zu tun habe. Es gebe eine langjährige Partnerschaft mit einem Lizenznehmer, der Ben & Jerry’s-Eiscreme in Israel herstellt und in der Region vertreibt. Der israelische Regierungschef Naftali Bennett (Jamina) verurteilte den Beschluss der „linksgerichteten amerikanischen Firma“ und befand, dass Ben & Jerry’s nun eine „antisemitische Eiscreme“ sei.

Ben & Jerry’s hat 1988 seine erste Fabrik außerhalb der USA in Javne südlich von Tel Aviv eröffnet und war damit sehr erfolgreich. Jetzt soll der Vertrag mit dem israelischen Partner aufgekündigt werden, was laut Medienberichten in Israel „viele Arbeitsplätze“ kosten wird. Zahlen wurden allerdings nicht genannt.

Eissorten an jüdische Feiertage angepasst

Entsprechend der heutigen Moden verkauft Ben & Jerry’s auch vegane Eiscreme. Für das orthodox-jüdische Publikum in Israel wurde „koschere“ Eiscreme mit Geschmacksrichtungen angeboten, die den jüdischen Feiertagen angepasst waren. So gelang es der Firma, den israelischen Markt zu erobern und in Supermärkten prominent angeboten zu werden. Jetzt muss abgewartet werden, ob der beschlossene Boykott der Siedlungen auch in Israel zu einem Boykott der Konsumenten führen wird.

Indes weist die Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ darauf hin, dass das Eis in Israel von einer örtlichen Firma vertrieben wird. Sie trägt ebenfalls den Namen Ben & Jerry’s und hat eine Lizenz bis Ende 2022. Diese Unterfirma macht keine Unterschiede zwischen israelischem Kernland und Siedlungen in Judäa und Samaria. Deshalb rief der Knessetabgeordnete Simcha Rotman (Religiöser Zionismus) die Israelis auf, den Eisproduzenten nicht zu boykottieren.

Gründung durch zwei jüdische Freunde

Die Firma wurde 1978 von den jüdischen Kindheitsfreunden aus New York, Ben Cohen und Jerry Greenfield, gegründet. Sie eröffneten 1978 ihren ersten Eiscreme-Laden in einer renovierten Tankstelle in Burlington im US-Bundesstaat Vermont. Heute agiert das Unternehmen weltweit als hundertprozentige Tochter von Unilever.

Ben & Jerry’s steht seit langem auf der Seite der sogenannten progressiven Anliegen in den USA. 2018 geriet die Firma in die Kritik, weil sie den Women’s March und dessen Vorstandsmitglied Linda Sarsour unterstützten. Diese fördert die anti-israelische Boykottbewegung BDS (Boykott, Desinvestition und Sanktionen). Einmal twitterte sie: „Nichts ist gruseliger als Zionismus.“

Von: Ulrich W. Sahm

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