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„Kaczynski war ein großer Freund Israels“

JERUSALEM / WARSCHAU (inn) - Nach dem Tod von Präsident Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz haben führende israelische Politiker dem polnischen Volk ihr Beileid bekundet. Sie würdigten die Verdienste des Staatsoberhauptes um die Beziehungen zwischen Polen und Israel.

„Der Staat Israel ist schockiert über die große Tragödie und teilt den Schmerz des polnischen Volkes und der freien Welt“, heißt es in einer Erklärung des israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres, der 1923 in Polen geboren wurde. „Wir haben die Nachricht vom Verlust meines Freundes, Präsident Lech Kaczynski, seiner Ehefrau Maria und ranghoher Mitglieder der polnischen Führung und des Parlaments mit Schmerz und Schock aufgenommen. Die Tragödie ist ein furchtbarer Schlag für das polnische Volk und für die gesamte Welt.

Mein Freund Präsident Kaczynski war einer der Führer des Wandels in seinem Land. Er vertrat ein unabhängiges, demokratisches und modernes Polen. In meinen vielen Begegnungen mit ihm traf ich einen Führer von Format, der entschlossen war, sein Land nach vorne zu bewegen, der eine demokratische und progressive Weltanschauung vertrat.

Präsident Kaczynski und seine Ehefrau haben dafür gearbeitet, das polnische und das jüdische Volk einander näher zu bringen, Wunden der Vergangenheit zu heilen und eine bessere gemeinsame Zukunft zu bauen. Während seiner Präsidentschaft haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern vertieft – gekennzeichnet durch Freundschaft und Wärme. Der Staat Israel neigt sein Haupt und schließt sich dem polnischen Volk in seiner tiefen Trauer an.“

Lieberman: „Beispiellose Tragödie“

Außenminister Avigdor Lieberman sagte am Sonntag, Kaczynskis Taten hätten ebenso wie seine Standpunkte immer wieder gezeigt, dass er ein echter Freund Israels war. Noch nach vielen Jahren werde man sich an seine Rolle bei der Formulierung starker strategischer Beziehungen zwischen Israel und Polen erinnern.

Die Tragödie vom Samstag habe die internationale Gemeinschaft in einen Schockzustand versetzt, so Lieberman in einem Interview des Radiosenders REKA. „Erstens ist es noch nie zuvor geschehen, dass ein Staatschef und viele seiner ranghöchsten Vertreter bei einem Flugzeugabsturz starben. Zweitens hatte die historische Analogie, dass so viele polnische Führer 70 Jahre nach dem Massaker von Katyn fast am selben Ort getötet wurden, einen starken Schockfaktor.“

Hinzu kämen Kaczynskis eigene Persönlichkeit und seine große Karriere. „Ich traf ihn zuletzt vor etwa anderthalb Monaten, bei der Amtseinführung von Präsident Janukovitsch in Kiew“, fügte der israelische Außenminister hinzu. „Er zeigte ein großes Interesse am Fortschritt unserer Beziehungen mit den Staaten des früheren Warschauer Paktes und den Ländern in Ost- und Mitteleuropa. Er unterstützte den Gedanken, jene Beziehungen zu entwickeln.“ Als „großer Freund Israels und des jüdischen Volkes“ habe er die jüngsten Entwicklungen interessiert verfolgt. „Natürlich ist der Verlust eines solchen Freundes und einer solchen internationalen Persönlichkeit ein großer Schock für uns.“

Netanjahu: „Neues Kapitel in Beziehungen aufgeschlagen“

Premierminister Benjamin Netanjahu sagte: „Wir teilen die tiefe Trauer des polnischen Volkes über den Verlust von Präsident Kaczynski, seiner Ehefrau und aller Mitglieder der polnischen Delegation. Ich kannte Präsident Kaczynski als polnischen Patrioten, als großen Freund Israels und als Führer, der sehr aktiv für sein Volk war und für die Förderung von Frieden und Wohlstand in der Welt.“

Noch im Januar habe er das verstorbene Staatsoberhaupt getroffen – Anlass war der 65. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und der damit verbundene internationale Holocaustgedenktag. „Präsident Kaczynski hat einen wichtigen Prozess geführt, damit ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Polen und Juden aufgeschlagen werden konnte. Er hat die polnisch-israelischen Beziehungen entwickelt.“

Militärchef Aschkenasi würdigt polnischen Amtskollegen

Generalstabchef Gabi Aschkenasi bekundete sein Beileid gegenüber dem polnischen Militär. Denn an Bord der Unglücksmaschine war auch Generalstabchef Franciszek Gagor. Diesen habe er in den vergangenen drei Jahren mehrfach getroffen, unter anderem bei NATO-Konferenzen in Brüssel und Warschau. Zum Marsch der Lebenden, der jedes Jahr am israelischen Holocaustgedenktag (Jom HaSchoah) von Auschwitz nach Birkenau führt, sei er bei Gagor zu Gast gewesen: „Ich traf einen Kommandeur, einen erstaunlichen Mann des Militärs, der seine Armee in den NATO-Pakt integrierte.“

Besonderes Interesse habe der polnische Militärchef an einer Reise von Offizieren zu Konzentrationslagern auf polnischem Boden gezeigt. Der Rahmen dafür ist das Programm „Zeugen in Uniform“. Auch sei es Gagor wichtig gewesen, dass junge Offiziere aus Israel und Polen sich begegnen konnten.

Yad Vashem lobt Kaczynskis Einsatz

Beileidsbekundungen an das polnische Volk kamen auch aus Israels nationaler Holocaustgedenkstätte, Yad Vashem. Kazcynski hatte das Dokumentationszentrum in Jerusalem zweimal besucht. Vertreter von Yad Vashem lobten den Präsidenten dafür, dass er der Bewahrung der Erinnerung an die Schoah verpflichtet gewesen sei. Kaczynski hatte 2008 als erster polnischer Präsident an einem Gottesdienst in einer Synagoge teilgenommen. Vor der polnischen Botschaft in Tel Aviv legten israelische Bürger Kerzen und Blumen nieder.

Am Samstag war ein Regierungsflugzeug mit 97 Menschen an Bord bei der Landung im russischen Smolensk abgestürzt. Es gibt keine Überlebenden. Unter den Toten sind ranghohe Politiker und Angehörige polnischer Intellektueller, die vor 70 Jahren im russischen Katyn vom sowjetischen Geheimdienst ermordet wurden. Sie wollten an einer Gedenkfeier für das Massaker mit 20.000 Toten teilnehmen.

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