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Jungen Menschen setzt die Krise zu

Die Pandemie betrifft die Lebenswelt der Israelis in allen Aspekten. Viele junge Israelis kommen schlecht damit zurecht, zeigt eine Studie. Veränderungen lassen sich auch am Essverhalten ablesen.
Nicht ohne meine Maske: Israelis müssen auf den Straßen einen Atemschutz tragen

JERUSALEM (inn) – Neben den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen wirkt sich die Corona-Krise auch anderweitig auf die Israelis aus. Ein Bericht der Sozialorganisation Elem zeigt etwa einen Anstieg in versuchten Selbsttötungen, Angstzuständen und Essstörungen bei jungen Menschen.

Den Bericht legte die Leiterin von Elem, Nava Barak, am Sonntag Staatspräsident Reuven Rivlin vor. Rivlin sagte dabei: „Die Anweisungen, sich in Quarantäne zu begeben, könnten gefährlich für diejenigen sein, für die das Zuhause leider kein sicherer Ort ist. Gerade in Zeiten des Abstandhaltens brauchen sie am meisten Hilfe, eine Umarmung, ein offenes Ohr, wenn auch durch die Maske.“

Für die Studie hat Elem 4.800 junge Menschen im Alter von 12 bis 26 Jahren befragt. Davon gaben 43 Prozent an, unter Angstzuständen oder Depression zu leiden und deswegen um Hilfe gebeten zu haben. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um das Vierfache. Von den Befragten hätten 232 (4,8 Prozent) versucht, „sich selbst zu verletzen“. Sieben Prozent berichten von physischer oder verbaler Gewalt zuhause, vier Prozent von sexuellem Missbrauch – dieser Wert hat sich gegenüber 2019 verdoppelt.

Emotionale Maskenkontrolle

Mit Blick auf junge Menschen hat besonders ein Vorfall für Entrüstung gesorgt: Zwei Polizisten stoppten ein junges Mädchen aus der ultra-orthodoxen Gemeinschaft, das keine Maske trug. Die 13-Jährige brach im Verlauf des Gesprächs in Tränen aus. Die Szene im Jerusalemer Stadtteil Romema ist auf Video festgehalten.

Nach eigenen Angaben hatte das Mädchen ihren Mundschutz für wenige Minuten abgenommen, um etwas zu trinken. Auf dem Video ist am Ende allerdings zu sehen, wie ein Mann ihr eine Maske reicht, die sie dann anzieht. Der empörten Öffentlichkeit teilte die Polizei mit, die Polizisten hätten lediglich ihre Pflicht erfüllt. Sie hätten von dem Mädchen auch keine Strafgebühr von umgerechnet etwa 130 Euro verlangt, wie es bei Verletzung der Maskenpflicht vorgeschrieben ist.

Sicherheitsminister Ohana: Mit Nachsicht kontrollieren

In den vergangenen Tagen haben sich Berichte über fragwürdiges Polizeiverhalten gehäuft. So nahmen in Holon zwei Beamte einen Mann fest, weil er keine Maske trug. Als er bereits auf dem Boden lag, schlugen sie auf ihn ein, so dass er anschließend behandelt werden musste.

Sicherheitsminister Amir Ohana (Likud) kündigte eine Untersuchung derartiger Vorfälle an. In einem offenen Brief rief er die Beamten dazu auf, bei den Kontrollen auch mit Nachsicht vorzugehen. Die Israelis bat er um Verständnis für die Pflicht der Beamten, Kontrollen vorzunehmen.

Tahini gefragt

Neben diesen sozialen Auswirkungen verändert sich offenbar auch das Essverhalten der Israelis. Die Lebensmittelmarke Achva meldete am Dienstag, Israelis hätten zwischen März und Mai besonders viele Packungen der Sesampaste Tahini gekauft. Achva sprach laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ von einem Anstieg um 55 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

In der Krise greifen die Israelis auch vemehrt zur Kaffeetasse. Das Marktforschungsunternehmen Ruschinek spricht von einem Anstieg um 65 Prozent. Das Unternehmen Nespresso beobachtet zudem einen Trend zum kaltgebrühten Kaffee, der nach Angaben der Fans bekömmlicher ist als der konventionell zubereitete.

Von: df

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