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Jugendlicher wegen tausender Bombendrohungen verurteilt

Ein Teenager aus Aschkelon versetzt jüdische Gemeinden mit leeren Bombendrohungen in Angst und Schrecken. Er geht geschickt vor und verschleiert seine Identität. Gefasst wird er dennoch. Jetzt hat ein Gericht ihn verurteilt.
Der Angeklagte im Gerichtssaal

TEL AVIV (inn) – Das Bezirksgericht Tel Aviv hat einen 19-Jährigen in hunderten Fällen der Erpressung schuldig gesprochen. Er hatte über mehrere Jahre hinweg über 2.000 Bombendrohungen ausgesprochen. Ihn erwartet eine lange Haftstrafe.

Der Jugendliche, der die israelische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte zahlreiche seiner leeren Drohungen an jüdische Gemeindezentren („Jewish Community Centers“, kurz JCCs) in den USA gerichtet und dafür von den Medien den Spitznamen „JCC Bomb Hoaxer“ (etwa: „JCC Bomben-Witzbold“) erhalten.

Auch Krankenhäuser, Flughäfen, Schulen und verschiedene jüdische Institutionen in mehreren Ländern waren unter seinen Opfern. Er gab zu, die Drohungen „aus Langeweile“ ausgesprochen zu haben. Das berichtet die Online-Zeitung „Times of Israel“. „Mir ist klar, dass das kein Spiel ist. Es tut mir leid“, sagte der Teenager laut gerichtlicher Quellen. „Ich sehe gern Leute panisch herumrennen.“

Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, steht der Name des Jugendlichen unter einer Nachrichtensperre, da er viele seiner Verbrechen als Minderjähriger begangen hatte. Von mehreren Nachrichtenplattformen ist er dennoch namentlich genannt worden. Bis zu seiner Verhaftung im März 2017 lebte er im südisraelischen Aschkelon.

Cyberkriminalität in großem Stil

Neben den Erpressungsfällen wurde er unter anderem auch für Cyberkriminalität, Geldwäsche und die Verbreitung falscher Informationen verurteilt. Seine Drohungen hatte er meist per Telefon ausgesprochen und dabei einen Online-Service verwendet, um seine Identität zu verschleiern. Unter anderem hatte er auch versucht, den Senator Ernesto Lopez aus dem US-Bundesstaat Delaware zu erpressen.

Seine Erpressungsdienste bot der Teenager auf einer Online-Schwarzmarktplattform auch gegen Geld an. Auf der Seite konnte man von ihm für 30 US-Dollar eine individualisierte Bombendrohung an eine Schule nach Wahl schicken lassen. Zusätzliche Gebühren fielen an, wenn das Vergehen jemand anderem angehängt werden sollte.

Der Angeklagte hatte zwar nie tatsächlich eine Bombe gelegt, dennoch hatten seine Drohungen ein hohes Maß an Chaos ausgelöst. Flugzeuge mussten notlanden, Schulen evakuiert werden. Seine Drohkampagne versetzte jüdische Gemeinden in den USA in Aufruhr und ließ die Angst vor weitverbreitetem Antisemitismus in die Höhe schnellen. Dass so viele Drohungen von einer Person ausgehen, damit hatte lange niemand gerechnet.

Gericht befindet Angeklagten für schuldfähig

Während des Prozesses hatte die Verteidigung versucht, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, und sich dabei auf einen Tumor im Gehirn des Angeklagten berufen. Außerdem leide er an Autismus. Die Eltern des Jungendlichen pflichten dem bei. „Er ist ein armer Junge, kein Krimineller. Seine speziellen Probleme müssen verstanden werden“, sagte sein Vater bei der Verhandlung. Sein Sohn habe weder Hass noch Geldgier als Motive gehabt.

Die Behauptung, sein Geisteszustand mache den Angeklagten verhandlungsunfähig, wies das Gericht allerdings ab. Laut gerichtlichen Untersuchungen weise er eine hohe Intelligenz auf und sei – trotz Autismus – in der Lage, richtig und falsch zu unterscheiden.

Der Angeklagte selbst hatte seine Aussage wiederholt geändert. In manchen Gesprächen zeigte er sich reuig, in anderen unverständig. Psychiatern gegenüber etwa habe er nach gerichtlichen Informationen geäußert, er glaube nicht, etwas Falsches getan zu haben. Es sei ihm zu verdanken, dass seine Opfer „Spaß“ gehabt hätten.

Verurteilung auch in den USA

Richter Zwi Gurfinkel gab daher in seinem Urteilsspruch an, dem Angeklagten seien die Konsequenzen seiner Handlungen vollständig bewusst. Er habe „seine Version der Geschichte wiederholt geändert, je nachdem, was ihm gerade passt“, sagte Gurfinkel.

Der Aufwand, den der Teenager betrieben habe, um seine Spuren zu verwischen, spreche ebenfalls für ein klares Verständnis der Bedeutung seiner Handlungen. „Der Angeklagte hat auf systematische und ausgeklügelte Weise Terror und Panik gesät, dabei seine Identität verschleiert und das Leben vieler seiner Opfer durcheinandergebracht“, urteilte der Richter.

In den USA ist der US-Israeli wegen Hassverbrechen ebenfalls verurteilt worden. Nach US-Angaben könnten ihn dort 20 Jahre Haft erwarten, zuzüglich zehn Jahren für jede Bombendrohung und fünf Jahren für andere Tatbestände. Israelische Medien hatten allerdings im vergangenen Jahr mehrfach berichtet, Israel habe einen Auslieferungsantrag der USA abgelehnt.

Von: rmj

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