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Jüdische Sommeruniversität in Deutschland eröffnet

BERLIN (inn) – Am Montag hat nahe Berlin die Sommeruniversität für jüdische Studenten in Europa begonnen. Eine Woche lang werden Juden aus verschiedenen Ländern Seminare unter dem Motto „Jude sein in Europa“ besuchen.

Ungefähr 300 Juden, von denen manche aus Israel, die meisten jedoch aus europäischen Staaten kommen, wollen “ jüdisch sprechen, jüdisch denken, jüdisch tanzen und jüdisch küssen“. Sie gehen der Frage nach, was es bedeutet, ein modernes jüdisches Leben in Europa zu führen. Für viele scheint dies eine unlösbare Aufgabe zu sein angesichts der Probleme, mit denen Juden konfrontiert werden.

Der 26-jährige Steve Ohana aus Frankreich sagte gegenüber der Tageszeitung „Ha´aretz“, die Behandlung von Juden in seiner Heimat gebe ihm das Gefühl, ein Fremder in seinem eigenen Land zu sein. „Die französische Gesellschaft ist krank“, sagte er, „und die Haltung gegenüber den Juden ist das Symptom.“ In den Augen seiner Umgebung sei er „ein Botschafter Israels“ geworden. „Am Arbeitsplatz ist es fast unmöglich, Fragen zu entkommen wie etwa ‚Wie erklärst Du das, was Israel tut?‘. Selbst wenn ich versuche, es zu erklären, versuchen sie nicht einmal, zuzuhören.“

Die französische Regierung hat dem Antisemitismus offiziell den Krieg erklärt. Ohana glaubt indes: „Den Leuten ist die Situation der Juden eigentlich egal“. Der Student fühlte sich in den vergangenen Jahren immer stärker verbunden mit Israel. „Als ich vor vier Jahren Israel besuchte, war es, als sei ich in meinem zweiten Zuhause. Als ich vor einigen Wochen erneut dort war, war es, als sei es mein wirkliches Zuhause“.

Joni Eres, ein Student des Ingenieurwesens am Technion in Haifa, zog vor zwei Jahren von Frankreich nach Israel. Seitdem bearbeitet seine Freunde, ihm zu folgen. „Wenn ich in der Schule verhauen wurde, sah ich es als mein Schicksal an. Erst als ich in Israel war, verstand ich die Ungerechtigkeit dessen, was mir angetan wurde, und wie unnötig es war“, sagt Eres.

Die Deutsche Viktoria Dolburd glaubt, der Antisemitismus betreffe die jüdischen Jugendlichen in Frankreich mehr als in anderen europäischen Ländern. „Es ist unmöglich, durch Frankreich oder Belgien zu reisen, ohne auf dieses Problem zu stoßen“, sagt die 24-Jährige.

Auch Dolburd gibt zu, Israel bringe ihre Identität durcheinander. Die nicht-jüdische Umgebung komme immer noch nicht richtig klar mit der Existenz von Juden in Europa, findet sie. „An einem Tag sind wir die Kinder der armen Juden, die im Holocaust umgebracht wurden, und am nächsten Tag sind wir die israelischen Besatzer, die die Palästinenser misshandeln.“

Nach einigen Jahren Mitarbeit im Verband Jüdischer Studenten Deutschlands ist auch sie überzeugt, dass ihre Zukunft außerhalb Europas liege. In zwei Monaten will sie nach Israel emigrieren. „Es gibt in Europa keine Zukunft für die Juden, die ein ’normales‘ jüdisches Leben führen wollen“, sagt sie.

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