Als Barak Arusi vor zehn Monaten Kommandeur der israelischen Polizeieinheit beim Patriarchengrab wurde, fiel ihm gleich beim ersten Rundgang ein Missstand auf: Die Türen vieler leerstehender Läden waren mit Graffiti beschmiert. Anfang 2001 hatten sich in Hebron tödliche Anschläge gehäuft. Tiefpunkt war der Mord an dem israelischen Baby Schalhevet Pass. Daraufhin entschieden Politiker und Armee, die Israelis und die Palästinenser voneinander zu trennen. Alle palästinensischen Geschäfte um das Patriarchengrab und in den jüdischen Wohngebieten wurden geschlossen.
Im Laufe der Jahre beschmierten Extremisten beider Seiten die Ladentüren mit Schriftzügen. Auf Hebräisch hieß es da etwa „Tod den Arabern“ oder „Preisschild“ – ein Hinweis auf gewaltsame Aktionen von Siedlern gegen Palästinenser. Arabische Sprayer wiederum forderten „Tod den Juden“ und „Genug mit der Besatzung“. Dem „Graffiti-Krieg“ in Hebron schlossen sich auch Anarchisten und Linksaktivisten aus aller Welt an, die ihre Meinung in englischer Sprache äußerten. Wie die Tageszeitung „Ma‘ariv“ berichtet, wurden diese Graffiti zu einem Symbol der von Juden und Arabern bewohnten Stadt im Westjordanland.
Arusi entschied nach seinem Rundgang, dass die Schmierereien verschwinden müssten. Zunächst wandte er sich an Noam Arnon, einen der Leiter der jüdischen Wohngegend. Er sorgte dafür, dass die Juden mithalfen, die Läden auf ihrem Gebiet neu anzustreichen.
Der Polizeikommandeur sprach auch palästinensische Vertreter an. Diese entgegneten, sie würden sich gerne an der Aktion beteiligen. Doch wollten sie nicht die Kosten übernehmen, da sie keinen Zugang zu den Läden hätten. Da die israelische Seite für Farbe und Pinsel aufkam, wirkten die Araber an der Verschönerung mit. Sie kümmerten sich auch um palästinensische Geschäfte, die nicht leerstehen.
An der Aktion waren Palästinenser, israelische Polizisten und Bewohner des jüdischen Teils von Hebron beteiligt. Hunderte Türen wurden gesäubert, angestrichen und poliert. Die Helfer ließen sich auch durch Linksaktivisten aus Europa nicht entmutigen, die einige der bearbeiteten Läden erneut verunstalteten. Diese erhielten innerhalb eines Tages einen frischen Anstrich.
„Eines der Dinge, die ich bei der Polizei gelernt habe, ist: Wenn ein Ort sauber und ordentlich ist, dann gibt es einen deutlichen Rückgang bei den Gewalttaten“, begründete Arusi seine Initiative. „Ich glaube fest daran, dass der Schmutz und die Schmähschriften grausame Triebe wecken. Ich hoffe, dass unsere Säuberungsaktion dazu helfen wird, Ruhe in der Stadt zu schaffen.“