Zum obligatorischen Programm gehören die Westmauer in der Jerusalemer Altstadt, der Munitionshügel im Norden der Stadt, das Oberste Gericht, die Knesset und die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Die Westmauer, von Christen auch „Klagemauer“ genannt, ist Teil der herodianischen Umfassungsmauer des zweiten Tempels. Sie ist der Ort, an dem das jüdische Volk beim Beten seinem zerstörten Heiligtum am nächsten kommen darf. Der Munitionshügel steht für einen heftigen Kampf, der im Juni 1967 zur Wiedervereinigung Jerusalems führte.
Viele Jugendliche haben keinen Bezug zu Jerusalem
Erziehungsminister Gideon Sa´ar (Likud) und sein 72-jähriger Generaldirektor Schimschon Schoschani wollen damit jüdischen Werten im israelischen Bildungssystem neues Gewicht verleihen und einem gesellschaftlichen Trend entgegensteuern: Eine Umfrage aus dem Jahre 2008 ergab, dass die israelische Jugend die Stadt als „weit entfernt“ und „fremd“ empfindet, als Hauptstadt der Ultraorthodoxen und Araber, als Hauptstadt eines anderen Volkes und eines anderen Staates.
„Wenn ich nach Jerusalem komme, habe ich das Gefühl, ich komme nach Teheran“, meinte einer der bekanntesten Radiojournalisten Israels bei einem seiner seltenen Besuche in der Stadt. 2008 ergab eine weitere Umfrage in der israelischen Armee, dass fünfzig Prozent aller Rekruten vor ihrem Militärdienst noch nie die Heilige Stadt besucht hatten. Eine aktuelle Statistik des Erziehungsministeriums bestätigt: Die Hälfte aller israelischen Schüler hat noch nie Jerusalem besucht.
Diese Zahlen sind kein Zufall, sondern Symptom: Jerusalem als Hauptstadt des jüdischen Staates Israel ist nicht nur international, sondern war von Anfang an auch innerhalb des jüdischen Volkes heftig umstritten. So erklärte der erste Premierminister Israels, David Ben Gurion, Jerusalem am 10. Dezember 1949 in der Knesset zur Hauptstadt – gegen den Widerstand des ersten Staatspräsidenten Chaim Weizman. Der damalige Außenminister, Mosche Scharet, reichte deshalb seinen Rücktritt ein. Ben Gurion weigerte sich, die Rücktrittserklärung anzunehmen.
Nach dem Sechstagekrieg von 1967 forderte Ben Gurion, Jerusalem und seine Umgebung schnell mit Massen von Juden zu besiedeln. Der Historiker Zvi Zameret, Direktor des „Jad Ben Zvi-Instituts“ in Jerusalem, zitiert den Staatsgründer: „Nicht nur durch Verlautbarungen oder Eroberungen, sondern durch die Kraft der Tat, der Bildung und des Bauens wird Jerusalem erlöst.“ Ben Gurion hat in diesem Zusammenhang gefordert, die Mauern der Altstadt von Jerusalem niederzureißen, um jede Trennung zwischen dem alten und dem neuen Jerusalem zu beseitigen und die beiden zu einer vereinigten und unversehrten Stadt zu machen.