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Jeder dritte Israeli hält Wiederholung des Holocaust für möglich

JERUSALEM / ZÜRICH (inn) – Ein Drittel der israelischen Bevölkerung glaubt, dass sich ein Völkermord an den Juden wiederholen könnte. Die Einstellung hängt allerdings stark von der religiösen Bindung der Israelis ab – besonders orthodoxe Juden befürchten eine Wiederholung der Schoah.

Eine Studie im Auftrag der schweizerischen Zeitung „Weltwoche“ ergab zudem, dass mit wachsender Religiosität auch die Ablehnung gegenüber Deutschland zunimmt. Bei 40 Prozent der jüdischen Israelis weckt Deutschland negative Assoziationen. Jeder Dritte befürchtet sogar, dass Deutschland keine Lehre aus dem Holocaust gezogen hat und sich etwas ähnliches wiederholen könnte. Diese Meinung vertraten vor allem orthodoxe Juden. Unter den Neueinwanderern und säkularen Juden schlossen hingegen 60 Prozent eine Wiederholung des Holocaustes aus. Von den israelischen Arabern schließen sogar 80 Prozent diese Möglichkeit ganz aus.

Die „Weltwoche“ (Zürich) ließ am 1. und 2. Mai eine repräsentative Umfrage unter 530 Israelis durchführen. Das „Israeli Institute for Economic and Social Research“ (IIESR) befragte sowohl Juden, als auch Araber.

Anders als in früheren Jahren halten Israelis Deutschland im europäischen Vergleich nicht für besonders antisemitisch. Im Jahr 1999 hatten 44 Prozent der Interviewten auf eine entsprechende Frage angegeben, in Deutschland sei der Judenhass im Vergleich zum übrigen Europa besonders ausgeprägt. Jetzt glaubten nur noch 22 Prozent der Israelis, dass antijüdische Einstellungen in Deutschland stärker seien als im übrigen Europa. 56 Prozent der Befragten nehmen an, dass der Antisemitismus gleichmäßig über Europa verteilt sei.

Auffallend war das negative Deutschland-Bild unter religiösen Juden. Von den Religiösen haben 67 Prozent ein schlechtes oder ziemlich schlechtes Bild von Deutschland; von den Ultraorthodoxen sogar 84 Prozent. Unter den säkularen Juden gaben hingegen lediglich 28 Prozent an, negativ über Deutschland zu denken.

Besonders beliebt ist Deutschland vor allem unter den israelischen Arabern. Vier von fünf verknüpfen mit Deutschland positive Vorstellungen; lediglich 12 Prozent hatten Vorbehalte. Auch von den jüdischen Neueinwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion hegten nur 24 Prozent schlechte Gefühle gegenüber den Deutschen. Dies hängt offenbar mit dem prominenteren Platz des Holocausts im israelischen Geschichtsunterricht zusammen.

Viele Israelis erwarten von Berlin, dass sich die moralisch-historische Verpflichtung gegenüber ihrem Land in der deutschen Nahostpolitik niederschlägt. Etwa die Hälfte der Israelis zeigte sich jedoch mit der deutschen Diplomatie zufrieden. Doch auch hier nimmt die positive Beurteilung der deutschen Nahostpolitik mit steigender Frömmigkeit ab. Fast 60 Prozent der Orthodoxen wollten lieber keinen Deutschen zum Nachbarn haben.

Überraschenderweise wollen jedoch sehr viele Israelis die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Seit Öffnung der deutschen Botschaft im Jahre 1965 waren deutsche Pässe nie so populär wie jetzt. Im vergangenen Jahr verzeichnete man gegenüber 2003 eine Zunahme um rund 35 Prozent. Die meisten wollen jedoch nicht nach Deutschland ziehen, sondern in England studieren oder arbeiten; andere möchten den deutschen Pass lediglich, um ohne Visum in die USA reisen zu können.

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