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Israels Umgang mit möglichem Militärschlag

JERUSALEM (inn) – Experten in Israel halten die Gefahr für gering, dass ein Krieg zwischen Syrien und den USA auf das Land übergreift. Dennoch ist der jüdische Staat in Alarmbereitschaft.
Die Grenze zu Syrien ist die sicherste des jüdischen Staates.

Noch haben die Amerikaner nicht entschieden, wie sie auf die Vorgänge in Syrien reagieren wollen. Doch nach einer Erklärung von US-Außenminister John Kerry wurde klar, dass die USA nach eigenen Angaben über ausreichend „Beweise“ für den Einsatz von geächteten Massenvernichtungswaffen verfügen und deshalb im Zugzwang zu einer Strafaktion stehen. Die israelischen Medien sammeln sehr intensiv alle Informationen über mögliche Vorbereitungen für einen Militärschlag. Dazu gehören das Vorrücken amerikanischer Kriegsschiffe und die Verlegung von Kampfflugzeugen auf den britischen Stützpunkt Akrotiri auf Zypern.
Die einzige offizielle israelische Reaktion war bislang eine Erklärung des Regierungschefs Benjamin Netanjahu: „Das syrische Regime verübt Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung. Das ist schockierend und diese Schreckenstaten müssen aufhören. Ich möchte aber betonen, dass das Assad-Regime nicht für sich allein handelt. Der Iran und die Hisbollah als Stellvertreterin des Iran spielen eine aktive Rolle bei der Unterstützung Syriens.“ Netanjahu fügte hinzu: „Natürlich ziele ich mit meinen Ausführungen auf die iranischen Pläne, Nuklearwaffen zu erlangen. Die Geschehnisse in Syrien zeigen deutlich, was geschehen kann, wenn der Iran über noch tödlichere Waffen verfügt.“
Die israelischen Experten, darunter Ex-Generale, Sicherheitsberater und Militärkorrespondenten, halten die Gefahr des Übergreifens eines Krieges auf Israel für relativ gering, obgleich syrische Sprecher schon mit einem Angriff auf Israel gedroht haben, falls die Amerikaner Syrien angreifen sollten. Die Syrer besäßen strategische Waffen, mit denen jeder Punkt in Israel getroffen werden könne.

Die ruhigste israelische Grenze

Das ist nichts Neues. Syrien verfügt über Scudraketen, wie sie 1991 der Irak zum Beschuss Israels eingesetzt hat. Gleichzeitig hat aber auch Israel die militärischen Mittel, Syrien sehr empfindlich zu treffen. Die gegenseitige Abschreckung funktioniert seit 1974. Tatsächlich ist die Grenze zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen die ruhigste und sicherste, über die Israel verfügt. Selbst wenn die Amerikaner mit Tomahawk-Marschflugkörpern syrische Stützpunkte oder andere Ziele des Assad-Regimes angreifen sollten, sei nicht anzunehmen, dass der syrische Präsident neben dem Bürgerkrieg auch noch eine kriegerische Auseinandersetzung mit Israel wolle.
Eine potentielle Gefahr drohe Israel von der Hisbollah-Miliz im Libanon, neben dem Iran der engste Verbündete Assads. 2006 hatte die Hisbollah mit der Entführung von zwei israelischen Soldaten einer Grenzpatrouille einen Krieg provoziert. Dabei wurde die Hisbollah offenbar sehr viel härter geschlagen, als beide Seiten offen eingestehen. Seit sieben Jahren hat die Hisbollah deshalb jede direkte Provokation Israels vermieden. Ihr Chef, Hassan Nasrallah, hält sich seitdem in einem Bunker versteckt, um nicht Opfer eines israelischen Attentats zu werden.
Gleichwohl hat die Hisbollah angeblich bis zu 60.000 Raketen gehortet, um für den nächsten Schlagabtausch mit Israel gewappnet zu sein. Die Hisbollah steht wegen ihres Einsatzes an der Seite Assads in Syrien jedoch derart unter Druck im Libanon, dass sie es kaum wagen dürfte, auch noch eigenmächtig vom Libanon aus Krieg gegen Israel zu führen.

Israelische Wachsamkeit

Trotz geringer Kriegsgefahr ist die israelische Armee auf der Hut. So wurde nahe der libanesischen Grenze eine Abwehrbatterie vom Typ Eisenkuppel aufgestellt. Vor einigen Tagen hatte sie zwei aus dem Libanon vom „Islamischen Dschihad“ abgeschossene Katjuscharaketen abgefangen. Ebenso überfliegt Israel ständig den Libanon mit Drohnen zwecks Aufklärung.
Israelische Politiker rufen die Bevölkerung auf, unbesorgt ihre Wochenenden in den „Zimmers“ in Galiläa zu verbringen. Dennoch wird die allgemeine Panikmache genutzt, die Israelis an eine ausstehende Erneuerung ihrer Gasmasken zu erinnern. Im Rundfunk macht der Postdienst Reklame für die Möglichkeit, eine neue Gasmaske per Internet zu bestellen. Seit dem Irakkrieg 1991 sollte jeder Israeli mit einer Gasmaske und einer Atropinspritze ausgestattet sein. Atropin kann auch die Wirkung des Giftgases Sarin neutralisieren, das angeblich bei Damaskus gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt worden ist.

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