Unter dem künftigen Kommando von Joav Galant wird sich die israelische Armee weiterhin mit Raketenangriffen aus Gaza und einer ständig drohenden Gefahr aus dem Libanon befassen müssen. Eine weitere Aufgabe wird es sein, die ersten Tarnkappen-Kampfflugzeuge in die Luftwaffe zu integrieren. Zudem hat er die militärische Lösung für einen Angriff auf den Iran auszuarbeiten, sollte die israelische Regierung einen Militärschlag beschließen. Unter den Vorgängern Galants als Oberbefehlshaber befinden sich Jigal Jadin, Mosche Dajan, Jitzhak Rabin und Ehud Barak. Sie haben, wie viele andere Spitzenmilitärs, nach ihrem Abschied aus der Armee die Geschicke Israels entscheidend gestaltet.
Galant kam 1958 in Jaffa, im Süden von Tel Aviv, zur Welt. Seine Eltern haben den Holocaust überlebt. „Die Schoah hat in meinem Leben immer eine zentrale Rolle gespielt“, wird Galant zitiert. Seine Mutter Fruma ist auf dem berühmten Einwandererschiff „Exodus“ nach Israel gelangt. Der designierte Generalstabschef begann seine Militärkarriere bei der Marine. Zeitweilig diente er bei der „Schajetet 13“, jener Eliteeinheit, die am 31. Mai das türkische Schiff „Mavi Marmara“ stürmte. In dieser Zeit lernte er seine Frau Claudine kennen, die ihren Militärdienst mit dem Rang eines Oberstleutnant beendete. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn, die alle drei beim Militär dienen. Vor 15 Jahren haben sie ein Haus im Moschav Amikam nördlich von Tel Aviv gekauft, einem landwirtschaftlichen Gemeinschaftsdorf. Galant studierte Betriebswirtschaft und nahm sich eine Auszeit als Holzfäller in Alaska, ehe er in der Armee eine schnelle Karriere machte, zunächst bei der Marine und später bei der Dschenin-Brigade und der Gaza-Division. 2002 wurde er Militäradjutant von Premierminister Ariel Scharon. Galant war der Architekt der Operation „Gegossenes Blei“, des Gazakrieges im Winter 2008/2009.
Pamphlet sorgte im Vorfeld für Unruhe
Wochenlang hat unterdessen ein Pamphlet, „Galant-Dokument“ genannt, den Eindruck erweckt, als ob sich der verdiente General eines PR-Büros bediente, um seine Konkurrenten mit Schlamm zu bewerfen. Die Glaubwürdigkeit und Professionalität von Israels Armee stand auf der Kippe, weil man glaubte, dass nicht mehr militärische Fähigkeiten ausschlaggebend für die Wahl des Oberbefehlshabers waren, sondern politische Schachzüge und Intrigen. Inzwischen fand die Polizei heraus, dass das Dokument eine Fälschung war. Die Ehre und das Ansehen der Armee waren gerettet.