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Israelreisen – Nur noch für Verrückte?

„Warum ladet Ihr uns nicht gleich zum Skifahren nach Afghanistan ein?!“ Ironisch lehnt die Redaktion eines bekannten deutschen Privatsenders das Angebot ab, die Situation in Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten (PA) vor Ort kennenzulernen.

Nicht nur Touristen und Pilger, selbst Journalisten, für die das Berichten über den Nahostkonflikt zum Tagesgeschäft gehört, meiden Israel, haben Angst vor den Gefahren, die hier lauern. Ist das nicht Grund genug, Gedanken an eine Israelreise von vornherein abzuhaken?

Eine Kollegin, die allen Unkenrufen zum Trotz den Trip ins Heilige Land gewagt hat, schrieb nach ihrer Rückkehr: „Ich bin wieder gut in Deutschland gelandet. Als ich vergangenen Dienstag von Wetzlar nach Köln zurückfuhr, entkam ich zweimal nur knapp einer Autokarambolage. Soviel zum Thema, ob Israel nicht gefährlich sei…“

Täglich sterben auf deutschen Straßen zwanzig Menschen durch Verkehrsunfälle. Kaum jemand denkt daran, den Straßenverkehr deshalb zu meiden oder gar Autos als lebensgefährlich zu verbieten. Auch in Israel ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Auto überfahren zu werden bei weitem größer, als in Kampfhandlungen verwickelt zu werden.

Das Leben ist riskant und endet, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen – wie etwa bei Henoch oder Elia, die von Gott entrückt wurden -, mit dem Tod. Das klingt banal, ist aber wahr. Manche Gefahren nehmen wir wahr, andere sind uns überhaupt nicht bewußt. Das ist bei jedem Menschen anders, je nach Charakter, Prägung und Alter. Manche Gefahren nehmen wir bewußt in Kauf, andere werden schlicht verdrängt.

Manche Risiken werden unverhältnismäßig aufgebauscht. So erlebe ich beispielsweise immer wieder Menschen, die Angst vor dem Fliegen haben, obwohl das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel überhaupt ist. Daß Leute bei meiner Fahrweise gezittert haben, habe ich schon erlebt. Aber jemand, der grundsätzlich Angst vor dem Autofahren gehabt hätte, ist mir noch nicht begegnet, obwohl das bei weitem gefährlicher ist, als Fliegen.

Entscheidend ist, daß wir Gefahren nüchtern einschätzen und verantwortlich begegnen. Um beim Verkehr zu bleiben: Man kann sich durchaus auf deutschen Autobahnen fortbewegen – allerdings würde dort kaum jemand einen Spaziergang machen. Seine Kinder zum Spielen dorthin zu schicken, ist unverantwortlich. Entscheidend ist, wie man mit dem Gefahrenbereich Autobahn umgeht, wie man sich in diesem Umfeld verhält.

Das gilt für alle Lebensbereiche, ganz besonders aber für Berufsgruppen mit hoher Gefährdung. Waldarbeiter und Bergleute, zum Beispiel, haben eine besondere Ausbildung und nehmen besondere Risiken unter besonderen Vorkehrungen auf sich. Das gilt auch für Journalisten, die im Kriegsgebiet tätig sind. Nicht, daß mir nie etwas passieren könnte. Aber ich kann meine Aufgabe erfüllen, ohne mehr gefährdet zu sein, als wenn ich (bei verantwortungsvoller Fahrweise!) auf deutschen Straßen unterwegs bin.

Absolute Sicherheit kann niemand garantieren. Aber so wie es zu verantworten ist, Auto zu fahren, so kann man heute auch nach Israel reisen, noch dazu, wenn man dies im Rahmen einer organisierten Reise tut, die von erfahrenen Reiseorganisationen und in Zusammenarbeit mit Einheimischen veranstaltet werden.

Schließlich kommt es aber vor allem anderen auf die Motivation an. Warum soll man überhaupt nach Israel fahren?

Sonnenhungrige, die dem trüben Winterwetter entkommen wollen, können direkt nach Eilat ans Rote Meer fliegen. Dabei gehen sie kaum ein größeres Risiko ein als an vielen anderen, vergleichbaren Ausflugszielen. Problem: Eilat wird als Zufluchtsort vor dem Golfkrieg gehandelt und viele Israelis suchen dort Erholung vor der Spannung des Alltags. Deshalb muß man rechtzeitig buchen. Dasselbe gilt für Kuren am Toten Meer, wo man vom israelischen Alltag nichts mitbekommt. Die Stille der Wüste wird nur vom Luxus der Hotelburgen gestört.

Der eigentliche Grund, warum man sich wenigstens einmal im Leben eine Israelreise leisten sollte, ist aber die besondere Verbindung dieses Landes zur Bibel und damit zu den Wurzeln unseres Glaubens und unserer Kultur. In Galiläa kann man wie nie zuvor in aller Ruhe in den Fußstapfen Jesu wandeln. Die Pilgerströme fehlen. Dasselbe gilt für die heiligen Stätten in Jerusalem, die man (abgesehen vom Tempelberg, der seit September 2000 für alle nicht-muslimischen Besucher gesperrt ist) fast jederzeit besuchen kann. Wer auf Nummer Sicher gehen will, meidet die Stadt an Wochenenden und grundsätzlich größere Menschenansammlungen.

Problematisch wird’s, wenn man auf einem Besuch am Geburtsort Jesu besteht. Reiseorganisationen, die mit dem israelischen Tourismusministerium kooperieren meiden die PA grundsätzlich. Außerdem rät das Auswärtige Amt in Berlin von Besuchen in der PA ab, was konkret bedeutet, daß jeglicher Versicherungsschutz in diesen Gebieten hinfällig wird. Darauf müßte man als Pilger also verzichten.

Immer wieder kommen Multiplikatoren und Entscheidungsträger, die sich vor Ort ein Bild von der Lage in Nahost machen und mit Vertretern beider Seiten ins Gespräch kommen wollen. Auch das ist grundsätzlich möglich. Israelis wie Palästinenser haben ein Interesse am Gespräch mit der Außenwelt und bislang sind hier selbst unter den Extremisten noch keine grundsätzlich fremdenfeindlichen Tendenzen festzustellen.

Daß Touristen gezielt von Terroristen bedroht werden, wie etwa in Tunesien, auf Bali, in Ägypten oder in der Türkei, ist in Israel und der PA bislang nicht der Fall gewesen. Wichtig ist bei solchen Vorhaben, daß beide Seiten von den Reisevorhaben wissen und man nicht aus Versehen zwischen die Fronten der Kämpfenden gerät.

Die meisten Israelreisenden wollen dieser Tage aber dem jüdischen Volk ihre Solidarität bezeugen. Sie kommen, um sich gerade in schwerer Zeit an der Seite des auserwählten Volkes Gottes zu zeigen. Finanziell reißen diese Besucher Israel nicht aus der Misere, aber es ist eine nicht zu unterschätzende Ermutigung, wenn Christen sich zu ihren Wurzeln bekennen und bezeugen: Israel, du bist nicht allein!

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