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Israelisches Pharmaunternehmen schluckt „Ratiopharm“

JERUSALEM / ULM (inn) - Der israelische Konzern "Teva Pharmaceuticals" übernimmt den deutschen Billigmedikamentenhersteller "Ratiopharm". Für 3,6 Milliarden Euro soll das Ulmer Unternehmen der Merckle-Gruppe den Besitzer wechseln.

Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" schreibt, muss die Übernahme noch von den zuständigen Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Der israelische Konkurrent geht allerdings von einem Abschluss bis zum Ende des Jahres aus. Gemeinsam hätten beide Unternehmen einen Umsatz von 16,2 Milliarden Dollar. Mit diesem Umsatz und weltweit rund 40.000 Mitarbeitern wäre Teva die Nummer eins am europäischen Generikamarkt. Das israelische Unternehmen erwartet "Focus" zufolge durch Synergie-Effekte die Übernahme in den nächsten drei Jahren Einsparungen von mindestens 300 Millionen Euro.

Die Deutschlandzentrale von Teva soll sich nach der Übernahme in Ulm befinden, schreibt "Die Zeit". Ziel des Unternehmens sei es, bis 2015 den weltweiten Umsatz auf 31,2 Milliarden Dollar zu verdoppeln. Die durch die Wirtschaftskrise finanziell angeschlagene Merckle-Gruppe wolle mit dem Verkauf ihre Schulden tilgen. Zum Höhepunkt der Finanzschwierigkeiten hatten sich Schulden von rund fünf Milliarden Euro angehäuft. Den drohenden Zusammenbruch hatte der Unternehmer Adolf Merckle nicht verkraftet. Er beging im Januar 2009 Selbstmord.

Dem Verkauf war ein monatelanger Bieterkampf mit dem isländischen Konzern Actavis und dem weltgrößten Pharmakonzern Pfizer vorausgegangen. Teva hatte bereits vor zwei Jahren den amerikanischen Konkurrenten Barr Pharmaceuticals für 5,1 Milliarden Euro erworben. Seit 2003 kaufte Teva mehr als fünf Milliarden Dollar Umsatz zu und gab dafür mehr als 18 Milliarden Dollar aus.

Teva-Chef Schlomo Yanai bezeichnete die Transaktion als "eine wichtige Säule und einen entscheidenden Wachstumstreiber in Europa". Auf dem Kontinent erzielte Teva 2009 Erlöse in Höhe von 3,3 Milliarden Dollar, weltweit waren es 13,9 Milliarden Dollar. Der Alleinerbe der Merckle-Gruppe, Ludwig Merckle, zeigte sich über das Verkaufsergebnis zufrieden. "Die Trennung von Ratiopharm ist ein schmerzvoller Schritt für uns als Gründerfamilie. Die beste neue Heimat für Ratiopharm zu finden war von Anfang an unser Hauptziel." Der Verkauf sei aber unumgänglich gewesen.

Die Ratiopharm-Übernahme ist die größte Transaktion in der Branche seit dem Kauf des US-Konzerns Barr durch Teva. Deutschland ist für Teva bislang ein großer weißer Fleck auf der Landkarte. An der israelischen Börse legte die Teva-Aktie bis zum Mittag 1,8 Prozent zu.

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