RAMAT GAN (inn) – Ein israelischer Wissenschafter hat herausgefunden, dass Kinder durch den Umgang mit der künstlichen Welt eines Computers intelligenter werden. Sein Institut für Zukunftsforschung will ein Gerät entwickeln, welche die Denkfähigkeit des Menschen verbessert.
David Passig ist Leiter des Programms für Lerntechnologie an der Pädagogischen Hochschule der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan. Er und sein Team setzen die so genannte „virtuelle Realität“ und andere Multimedia-Techniken ein, um die Lernfähigkeit von Kindern zu testen.
Wie das israelische Wissenschaftsmagazin „Israel 21c“ berichtet, forschte Passig zunächst mit hörgeschädigten Kindern, die bei Intelligenzteste gewöhnlich schlechter abscheiden als gesunde Kinder. Mit dem Daten-Helm auf dem Kopf, der ihre Augen vollständig abdeckt, verlassen die Kinder in der Wahrnehmung ihre gewöhnliche physische Umgebung und bewegen sich in einem „virtuellen Raum“, den der Computer generiert.
In dieser Umgebung müssen sie zwischen 10 und 20 Minuten lang Aufgaben lösen,. Sie müssen etwa dreidimensionale Gegenstände drehen oder Computerspiele wie Tetris spielen. Wenn die Kinder diese Übungen über einen Zeitraum von mehreren Monaten
täglich durchführten, stieg ihr Intelligenzquotient (IQ) um bis zu 20 Prozent. Damit war das Ergebnis deutlich besser als das bei einer Vergleichsgruppe, die ähnliche Aufgaben in einer zweidimensionalen Umgebung durchführten.
Bei einer zweiten Kontrollgruppe lösten 16 Kinder mit normalem Hörvermögen dieselben Aufgaben in der virtuellen Realität. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nicht nur die Intelligenzquotienten der schwerhörigen und der normal hörenden Kinder einander annäherten; auch normal hörende Kinder wurden durch die virtuellen Übungen intelligenter.
Eine andere Studie von Passigs Studenten, die in Kürze veröffentlicht werden soll, unterstützt diese These. Demnächst soll eine Studie mit Kindern mit dem Down-Syndrom durchgeführt werden.
„Dieses Gerät hat großes Potential“, erklärte Passig. „Es spricht kognitive Fähigkeiten an, die auf keine andere Weise angesprochen werden können.“ Er fügte hinzu: „Es ist wie bei der Erfindung des Rades: ein Paradigmenwechsel, eine neue Art des Denkens.“
Passig ist der einzige Zukunftsforscher mit einem Doktor-Titel in Israel. Diesen machte er an der Universität von Minnesota. Zuvor machte er die Abschlüsse für Bachelor und Magister in Erziehungswissenschaften. Passig kam 1994 nach Israel und gründete das Labor für Virtuelle Realität und Multimedia an der Bar Ilan Universität, das erste und einzige seiner Art.
„Die meisten Institute benutzen die virtuelle Realität als Lernhilfe. Aber ich will daraus mehr machen“, sagt Passig. „Diese Technologie hat ein Potential, das wir noch nicht voll erfassen. Wir sind auf diesem Gebiet erst an der Oberfläche. Unser Institut kann Geräte entwickeln, welche die Denkfähigkeit des Menschen verbessern.“