Schon seit Ende der 80er Jahre sieht sich Israel mit zunehmender Wasserknappheit konfrontiert – dies ist für den Nahen Osten kein neues Problem. Die Zuspitzung in der jüngeren Geschichte des Staates ist dabei jedoch auf ein stärkeres Bevölkerungswachstum und die zunehmende Sorglosigkeit bei steigender Lebensqualität im Umgang mit Süßwasser zurückzuführen. Erschwerend wirken sich dabei derzeit auch ausbleibende Regenfälle aus.
Der Februar ist die letzte Hoffnung
Bisher sind nur 60 bis 80 Prozent der für diese Zeit des Jahres üblichen Niederschläge gefallen – die niedrigste Menge, seit Messungen darüber durchgeführt wurden. Das letzte Mal, dass ein ähnlich trockener Winter herrschte, im Jahre 2003, wurde die Wasserwirtschaft des Landes durch einen sehr regnerischen Februar gerettet. „Wir haben die Höchstmarke einer Wasserkrise erreicht, die wir seit 80 Jahren nicht mehr hatten“, warnt der Direktor der israelischen Wasserbehörde, Uri Schani. Dass sich Probleme abzeichneten, war allerdings vorherzusehen. Die Bevölkerungsentwicklung und die gestiegene Lebensqualität, in der beispielsweise nach amerikanischem Vorbild Wasser zum Rasensprengen verwendet wurde, waren offensichtliche Faktoren, die eine Wasserverknappung begünstigten. Zudem war schon vor gut drei Jahren von der Gefahr berichtet worden, dass sich das Flussbett des Jordans immer mehr verschmälerte. Genau vor einem Jahr war bereits von der „akutesten Wasserkrise des Jahrzehnts“ gesprochen worden. Es gab jedoch auch positive Schlagzeilen: Im Juli berichtete die Seite „hagalil.com“ davon, dass der Bach Ein Gedi wieder Wasser führte, nachdem die Menge, die dem angrenzenden Kibbutz jeweils abzuzweigen erlaubt war, beschränkt worden war.
Die Wassermenge, die für die Landwirtschaft freigegeben wurde, wurde im vergangenen Jahr mit 450 Millionen Kubikmetern auf die niedrigste Menge seit Gründung des Staates begrenzt. Im Gespräch sind weiterhin Boote mit installierten Entsalzungsanlagen, die vor der Küste des Landes ankern.
„Nicht jede Maßnahme ist sinnvoll“
Eine weitere Strategie zur Wassergewinnung stieß allerdings nicht überall auf Zustimmung: Die geplanten Bohrungen in den Golanhöhen, dem Huletal und im östlichen Galiläa wurden unter anderem von Itamar Ben David von der Gesellschaft für Naturschutz in Israel kritisiert. „Wir verstehen die schwere der Situation und die Notwendigkeit zum Handeln, dennoch wird die Natur in den betreffenden Gebieten nicht nur unter dem durch die Bohrungen hervorgerufenen Mangel an Wasser leiden, sondern auch an den dafür notwendigen Bauvorhaben“, so Ben David.
Der See Genezareth, auf Hebräisch „Jam Kinneret“, ist dabei nach wie vor die vorrangige Wasserquelle des Landes. Sein Wasserspiegel schwankt zwischen 208,9 Meter unter Normalnull, ein Zeitpunkt, an dem der Damm zum Jordan geöffnet werden muss, und 214,4 Meter unter Normalnull, der „unteren roten Linie“: Es ist der Moment, an dem die Zuflüsse zu den Wasserleitungen unterbrochen werden. Konnten die Behörden Ende Oktober noch melden, dass der Pegel, nachdem sein Tiefststand von 214 Metern unter Normalnull Ende des Sommers erreicht worden war, nun langsam wieder stieg, bleibt abzuwarten, welche Entwicklung sich nach der bisherigen Trockenheit des Winters abzeichnet. „Wir erwarten, dass die Regierung eine entschlossene, aggressive Politik verfolgt, in der Verstöße gegen die Beschränkungsmaßnahmen auch geahndet werden“, äußerte sich Pines-Pas.