"Ein solches Gebilde kann es nicht geben", sagte Daniel Schechtman im April 1982. Das Bild, das in seinem Elektronenmikroskop erschien, widersprach allen Naturgesetzen: Die Atome in dem Kristall waren so angeordnet, dass sie nicht wiederholt werden konnten. Bisher glaubte man, in einem Kristall seien Atome symmetrisch zusammengefügt und wiederholten sich stets periodisch. Als Schechtman anderen Wissenschaftlern von seiner Entdeckung erzählte, stieß er in Fachkreisen auf große Skepsis und Widerstand, viele seiner Kollegen lachten ihn aus. Ein Institutsleiter drückte ihm sogar ein Buch über Kristallographie in die Hand und empfahl ihm, es zu lesen.
Doch der Israeli glaubte an seine Experimente, obwohl er sogar gebeten wurde, seine Forschungsgruppe zu verlassen. Das Ganze sei zu peinlich, hieß es.
Er habe "das Verständnis der Chemiker von Feststoffen fundamental verändert. Sein Kampf zwang die Wissenschaft schließlich dazu, ihre Konzepte von Materie und ihrer Anordnung zu überdenken", heißt es in der Erklärung des Nobelpreiskomitees. In Quasikristallen fänden sich "faszinierende Mosaike der arabischen Welt auf atomarer Ebene: Regelmäßige Muster, die sich niemals wiederholen". Quasikristalle können im Labor erzeugt werden, kommen aber auch in der Natur in diversen Mineralien vor. Sie sind zudem in bestimmten Stahlarten zu finden, denen sie durch ihre Struktur eine besondere Festigkeit verleihen. Momentan experimentieren Wissenschaftler damit, Quasikristalle in verschiedenen Produkten wie Bratpfannen und Dieselmotoren zu verwenden.
Daniel Schechtman wurde 1941 in Tel Aviv geboren. Er erwarb seinen Doktortitel am Israelischen Institut für Technologie in Haifa (Technion) und hat dort den Philip-Tobias-Lehrstuhl inne. Schechtman ist der zehnte Israeli, der einen Nobelpreis erhält. Die Auszeichnung wird am 10. Dezember in Stockholm verliehen und ist mit 1,1 Millionen Euro dotiert.