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Israelische Reaktionen auf Iran-Wahl

JERUSALEM (inn) - Israel hat besorgt auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl im Iran reagiert. Außenminister Avigdor Lieberman appellierte an die internationale Gemeinschaft, das iranische Atomprogramm in jedem Fall zu stoppen.

Eine der beiden Hauptschlagzeilen der israelischen Zeitungen am Sonntag war der Wahlausgang im Iran. „Der Iran glaubt es nicht“, titelte Israels Massenblatt „Jediot Aharonot“ zu einem Riesenfoto des im Chaos versinkenden Teheran und einem Demonstranten mit Siegeszeichen. „Tausende protestierten auf der Straße gegen den Wahlsieg von Ahmadinedschad“, berichtete die linksliberale „Ha´aretz“.

Israels Rundfunk unterbrach am Samstag immer wieder sein Programm, um über die gewalttätigen Demonstrationen und die ersten drei Toten in Teheran zu berichten. Eine aus Persien stammende Reporterin berichtete von Telefonanrufen aus Teheran. Verängstigte Iraner bäten Israelis um Hilfe, um ihr Land verlassen zu können. Die Kommunikationswege nach Iran seien „sehr schwierig“, weil das Internet und teilweise auch die Telefonleitungen „blockiert“ seien.

Israels Außenminister Lieberman forderte die internationale Gemeinschaft auf, das iranische Atomprogramm zu stoppen, ungeachtet des Wahlausgangs. Sein Stellvertreter Dany Ajalon hält die Wiederwahl Ahmadinedschads für eine „Verschärfung der von Iran ausgehenden Bedrohung“. Mit Blick auf Obamas Angebot eines Dialogs mit Teheran sagte der ehemalige Außenminister Silvan Schalom: „Das Wahlergebnis platzt im Gesicht jener, die glaubten, dass Iran zu einem Dialog mit der freien Welt bereit sei.“

„Perfekter PR-Mann für Zerstörung Israels“

Reporter berichten von eher nüchternen Kommentaren hoher israelischer Beamter. Es sei „reine Ironie“, dass Syrien, die Hamas und die Hisbollah im Libanon die Wiederwahl Ahmadinedschads begrüßt hätten. Syriens Präsident Baschar Assad habe als einziger arabischer Führer dem iranischen Präsidenten gratuliert. Hamas und Hisbollah erwarten eine Stärkung ihrer Positionen, während Israel in Ahmadinedschad den „perfekten PR-Mann sieht, der die Zerstörung Israels, das Leugnen des Holocaust und die Bedrohung der Welt durch die Atombombe vermarktet“. Mit Ahmadinedschad könne Israel am ehesten mit internationaler Unterstützung gegen den Bau einer iranischen Atombombe rechnen, was in Jerusalem als akute Gefährdung der Existenz Israels empfunden wird.

Ron Ben Ischai, der selbst den Iran bereist hat, erklärte im Rundfunk, dass es in dem Land einen breiten Konsens für das Atomprogramm gebe. Hätte Nir Hussein Mussawi die Wahlen gewonnen, wäre das Atom-Programm mit gleicher Energie weitergeführt worden, aber „die Welt wäre eingeschlafen, weil Mussawi gemäßigte Töne anschlägt“. Die Gefahr für Israel hätte sich unter dem „gemäßigten“ Mussawi nicht gemindert.

Während die Welt überrascht reagierte und junge Menschen in Teheran gegen einen „offenkundigen Wahlbetrug“ demonstrierten, hält der außenpolitische Redakteur von „Ha´aretz“, Zwi Barel, „aus iranischer Sicht“ das Wahlergebnis für durchaus realistisch. „Wie die Israelis wählten die Iraner nicht gemäß den Vorstellungen anderer Demokratien.“ Er spielte auf den vermeintlich überraschenden Wahlsieg Netanjahus und Liebermans in Israel an. Ahmadinedschad habe die „Ehre des Iran“ gehoben, sein Land zur Speerspitze gegen die Vorherrschaft Ägyptens und der Saudis gemacht und den Einfluss des Iran auf Syrien, die Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen ausgedehnt. Zudem biete der Iran der einzigen Supermacht USA die Stirn. Dank Ahmadinedschads Außenpolitik sei das Land zur entscheidenden Kraft bei fast allen lokalen Konflikten im Nahen Osten avanciert.

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