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Israelische Reaktionen auf Bin Ladens Tod

"Der Tod Osama Bin Ladens war nur ein Etappensieg. Der Krieg gegen den Terror ist damit nicht beendet." Das sagte der israelische Minister für Strategie und Geheimdienste, Dan Meridor, am Dienstagmorgen.

Die Tötung Bin Ladens habe vor allem eine symbolische Bedeutung, fügte Meridor hinzu. Weil er schon vor dem 11. September 2011 von den Amerikanern gesucht und verfolgt wurde, habe er ohnehin nicht mehr sehr wirksam das Netzwerk Al-Qaida leiten können. Al-Qaida sei in den vergangenen zehn Jahren in separate Organisationen in verschiedenen Ländern zerfallen.

Weiter sagte Meridor, dass die Amerikaner für die Suche nach dem Top-Terroristen Nr. 1 in der Welt enorme Ressourcen eingesetzt hätten, "mehr, als Israel für sämtliche Operationen seiner Geheimdienste zur Verfügung hat". Die Amerikaner hätten mit modernsten Techniken gearbeitet, mit Satellitenüberwachung, sie hätten Gefangene in Guantanamo verhört, die Kommunikation mitgeschnitten und "jeden Piepser" in der Umgebung des Festung in Pakistan beachtet, ehe sie ihre Operation gestartet hätten.

Der ehemalige Mossad-Mann und Buchautor Mischka Ben David verglich die Jagd auf Bin Laden mit der langjährigen Suche nach dem mysteriösen Militärchef der Hisbollah im Libanon, Imad Mughnijah, "durch Israel und die Amerikaner". Mughnijah stand wie Bin Laden ganz oben auf der amerikanischen Liste der meistgesuchten Terroristen weltweit, war in der Öffentlichkeit aber weniger bekannt. Mughnijah habe den ersten großen Selbstmordanschlag der Neuzeit auf den amerikanischen Stützpunkt der Friedenstruppen in Beirut 1982 organisiert, bei dem über 220 US-Soldaten getötet wurden. Die FBI hatte ein Kopfgeld von 5 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Mughnijah soll auch die Anschläge auf ein jüdisches Gemeindezentrum und die israelische Botschaft in Buenos Aires 1992 verantwortet haben. Im Februar 2008 wurde er durch einen Sprengsatz in der Kopfstütze seines Autos in Damaskus gezielt getötet. Israel wird zwar verdächtigt, hat den Anschlag aber nie eingestanden.

Ben David erwähnte auch die gezielte Tötung des Hamas-Chefs Scheich Jassin. Israelische Raketen trafen den im Rollstuhl sitzenden Mann in Gaza mit einer Rakete. "Der Terror der Hamas war damit keineswegs beendet. Dennoch hat die Hamas über ein Jahr gebraucht, sich neu zu organisieren."

"Pakistanis müssen vom Versteck gewusst haben"

Der Arabienexperte Ehud Ja´ari vermutet, dass Pakistan Bin Laden an die Amerikaner ausgeliefert habe. Dazu berichtete der Rundfunkabhörer Miki Gurdus: "Die seit 2005 errichtete Festung, in der sich Bin Laden versteckt hielt, und die über keinerlei Telefon- oder Internetanschlüsse verfügte und wo der Müll im Garten verbrannt wurde, anstatt ihn auf die Straße zu stellen, befand sich in unmittelbarer Nähe von einigen der bestbewachten pakistanischen Atomanlagen. Es kann einfach nicht sein, dass die Pakistanis nichts von dem Anwesen und seinen mutmaßlichen Bewohnern wussten."

General Gidi Netzer, ein "Experte für Pakistan", sagte, dass Terror eine "Weltanschauung, eine Ideologie, eine Kultur des Tötens" sei. Al-Qaida unter der Führung von Bin Laden gebe es schon lange nicht mehr. Die "Filialen" gingen längst autonom ihre eigenen Wege. Israel sei "relativ gut abgesichert". Aber der Al-Qaida ideologisch nahestehende Organisationen versuchten immer wieder, unter den regimefeindlichen Beduinen im ägyptischen Sinai und im Gazastreifen Fuß zu fassen.

Ein hochrangiger Militär, der namentlich nicht genannt werden wollte, meinte auf Anfrage, dass Al-Qaida eine "ideologische Ausrichtung" sei, deren "Pate" Bin Laden war. "Die wollen alles vernichten, was anders ist", meinte der Offizier und verglich Bin Ladens Rolle mit anderen "Psychos" wie Hitler und Ahmadinedschad.

Israels Politiker, darunter der Staatspräsident, haben unisono US-Präsident Obama zu dem Erfolg gratuliert. Mit Befremden wurde registriert, dass die Hamas im Gazastreifen ausdrücklich die Tötung des Osama bin Laden verurteilt habe. Das werde Premierminister Benjamin Netanjahu bei seiner bevorstehenden Reise nach London und Washington nutzen, um EU und USA zu überzeugen, eine künftige palästinensische Regierung mit Hamas-Beteiligung zu boykottieren. Der Versöhnungsvertrag soll am morgigen Mittwoch im Beisein des Generalsekretärs der Arabischen Liga, Amr Mussa, in Kairo offiziell unterzeichnet werden.

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