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Israelische Medizinerin: „Alle Terroropfer leiden ihr Leben lang“

FRANKFURT AM MAIN (inn) – „Unsere Arbeit im Hadassa-Krankenhaus in Jerusalem ist erschütternd: Wir wissen nie, wann die nächsten Terroropfer eingeliefert werden und werden mit Schicksalen konfrontiert, die nur sehr schwer zu heilen sind.“ Das sagte die Leiterin des Traumazentrums des Hadassa-Hospitals Ein Kerem in Jerusalem, die Medizinprofessorin Dorit Nizan, bei einem Vortrag in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main.

Seit vielen Jahren stünden Mediziner in Israel vor der großen Herausforderung, eine hohe Zahl von Terroropfern nicht nur medizinisch, sondern auch psychisch zu versorgen, sagte die Jerusalemer Professorin. Dabei seien die Schicksale, die sich hinter den Medienberichten über Opfer des palästinensischen Terrors verbergen, häufig in den Hintergrund getreten.

„Es ist oft die Rede von leicht- und schwerverletzten Opfern von Terroranschlägen. Doch diese Bezeichnung ist irreführend, denn auch ein Mädchen, deren Bein von 20 Splittern einer Granate getroffen wurde, trägt die körperlichen und seelischen Wunden ihr Leben lang mit sich“, sagte die Medizinerin. Auch Menschen, die bei einem Anschlag nur leicht verletzt wurden, könnten nie mehr so leben, wie vor dem Terrorattentat, das sie unmittelbar erlebt hätten. „Die psychischen Wunden verfolgen israelische Terroropfer auch nach ihrer Entlassung aus der Behandlung im privaten Leben“, so Dorit Nizan.

Doch auch während ihres Aufenthalts im Krankenhaus würden viele Israelis mit emotionalen Konflikten konfrontiert. „In unserem Krankenhaus auf dem Mount Scopus in Ein Kerem werden Palästinenser genauso wie Araber und Israelis gleich behandelt. Israelische Terroropfer und kranke Palästinenser liegen oft in einem Behandlungszimmer Bett an Bett – es gibt keine Trennung,“ so Nizan. Und gerade diese Gleichstellung bedeute für viele israelische Terroropfer einen emotionalen Konflikt: „Sie werden im Krankenhaus mit Volksangehörigen ihrer Peiniger konfrontiert. Das ist für viele Eltern von Terroropfern und die Opfer selbst eine schwere Belastung, die sie zusätzlich ertragen müssen,“ schildert die Medizinerin die Situation.

Die Veranstaltung im Festsaal des Ignatz-Bubis-Gemeindezentrums in Frankfurt wurde von dem jüdischem Verband Keren Hayesod organisiert.

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