ROSCH HANIKRA / BERLIN (inn) – Sechs israelische F16-Kampfflugzeuge sollen am Dienstag ein deutsches Schiff der UNIFIL-Friedenstruppe beschossen haben, berichtet das Bundesverteidigungsministerium. Israel dementiert den Beschuss und sagt, ein Hubschrauber sei unangemeldet von dem deutschen Schiff aus gestartet.
Am Dienstag um 10.11 Uhr sollen die israelischen Kampfjets vor Rosch Hanikra, das an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon liegt, das deutsche Schiff angegriffen haben. Dabei hätten sie „Infrarot-Täuschkörper“ abgeschossen, die normalerweise eine herannahende Rakete täuschen sollen, die ihr Ziel automatisch anhand von Hitzequellen findet. Eines der Flugzeuge habe zudem aus der Bordkanone zwei ungezielte Schüsse in die Luft abgefeuert. Das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht des „Tagesspiegel“.
Auch Israel bestätigte, dass es einen Vorfall vor der Küste gegeben habe, dementierte aber, dass Schüsse gefallen seien. Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz telefonierte mit seinem deutschen Kollegen Franz Josef Jung, hieß es in einer israelischen Stellungnahme aus Jerusalem. „Der Verteidigungsminister hat deutlich gemacht, dass Israel auf kein deutsches Schiff oder Flugzeug geschossen hat.“ Israel habe nicht die Absicht, die deutschen Streitkräfte anzugreifen.
Die israelische Armee erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur „Associated Press“, dass sich israelische Kampfflugzeuge am Dienstagmorgen tatsächlich einem deutschen Schiff genähert hätten, als von seinem Deck aus ein Hubschrauber gestartet war, ohne dass die israelischen Behörden darüber informiert worden waren. Doch die Flugzeuge hätten keinen Schuss auf das Schiff abgegeben. Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte gegenüber dem „Handelsblatt“, israelische Kampfflugzeuge, „die ohnehin in der Luft waren“, hätten sich dem Hubschrauber genähert. Der sei daraufhin abgedreht.
Jung will nach Israel reisen
Peretz sagte Jung, dass die Sache dringend geklärt werden müsse, zum einen bei Gesprächen zwischen israelischen und deutschen Vertretern, zum anderen mit der UN-Friedenstruppe UNIFIL, in deren Auftrag die deutschen Schiffe vor der libanesischen Küste patrouillieren. Bundesverteidigungsminister Jung will in der kommenden Woche nach Israel reisen.
Die deutsche Flotte besteht aus acht Schiffen, die von der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ angeführt werden. Etwa 1.000 Soldaten sind an der ersten deutschen Militärmission im Nahen Osten beteiligt. Sie sollen verhindern, dass Waffen an die radikal-islamischen Hisbollah-Miliz im Libanon geschmuggelt werden. Sie waren am 21. September von Wilhelmshaven aus in See gestochen.