BE’ER SCHEVA (inn) – Der israelisch-arabische Social-Media-Star Nuseir Jassin hat am Dienstag die Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) in Be’er Scheva erhalten. Damit würdigte die Universität dessen Einsatz für Toleranz und Zusammenleben.
Nuseir Jassin erzielt unter dem Namen Nas Daily mit seinen Videos große Reichweiten. Auf Facebook folgen ihm 22 Millionen Menschen, auf YouTube haben ihn 13,9 Millionen abonniert. Die BGU erklärte, Jassin sei ein mutiger Aktivist, „der Israel seine Heimat nennt und wiederholt sein soziales Kapital und seinen persönlichen Ruf riskiert mit seiner entschlossenen Stellung gegen Terrorismus und Gewalt“.
Verständnis für beide Seiten
In einer Selbstvorstellung aus Anlass der Ehrung sagte der 33-Jährige, die wichtigsten Videos, die er gemacht habe, seien immer über Israel und den israelisch-palästinensischen Konflikt. „Das ist das Thema, über das ich reden kann, denn ich bin dieser Konflikt.“ Er könne aufgrund seiner Herkunft die beiden Seiten des Konfliktes verstehen.
Er unterstütze „die vielen Israelis, die Frieden wollen, und die Palästinenser, die Frieden brauchen“. Doch der Einsatz sei schwer und mache einsam, da dies bei vielen eine unpopuläre Sache sei. Umso dankbarer mache ihn die Anerkennung durch die BGU.
Denkwandel nach dem Terrormassaker
Am 4. Oktober 2022 veröffentlichte er ein knapp 7-minütiges Video auf YouTube unter dem Titel „Mein Israel und Palästina, erklärt“. Darin betonte er, dass der Konflikt nicht wie ein Spiel sei, bei dem man sich für eine Seite entscheide. Es brauche „zwei unabhängige Länder für zwei Völker, die nebeneinander in Frieden wohnen“. Er rief dazu auf, sich nicht Extremisten anzuschließen, die den Konflikt erhalten wollten, sondern eine Lösung anzustreben.
Drei Tage nach dem Terrormassaker vom 7. Oktober 2023 erklärte er in einem Post auf X, dass der Angriff in ihm etwas verändert habe. Früher habe er sich als „palästinensisch-israelisch“ verstanden, jetzt aber als „israelisch-palästinensisch“. „Ich habe begriffen, bei einer nochmaligen Invasion in Israel wären wir nicht sicher. Für einen Terroristen, der in Israel einfällt, sind alle Bürger Ziele.“
Weiter schrieb er: „Ich will nicht unter einer palästinensischen Regierung leben. Das heißt, ich habe nur eine Heimat, auch wenn ich nicht jüdisch bin: Israel.“
Personal Thoughts:
— Nuseir Yassin (@nasdaily) October 8, 2023
(not for everyone, feel free to skip)
For the longest time, I struggled with my identity.
A Palestinian kid born inside Israel. Like…wtf.
Many of my friends refuse to this day to say the word “Israel” and call themselves “Palestinian” only.
But since I…
Vom Harvard-Studium zum Social-Media-Star
Jassin kam 1992 in der nordisraelischen Stadt Arraba zur Welt. Nach einem Wirtschafts- und Informatikstudium in Harvard arbeitete er kurzzeitig als Entwickler. Bekanntheit erlangte er durch eine Social-Media-Aktion: Er veröffentlichte täglich über einen Zeitraum von 1.000 Tagen einminütige Videos über seine Reisen und Erfahrungen. Nach Ende der Aktion veröffentlichte er weiter Videos zu verschiedensten Themen und eröffnete auch einen YouTube-Kanal.
Jassin wurde muslimisch erzogen, bezeichnet sich inzwischen aber als „nichtreligiöser Muslim“. Neben Alltagsdingen befasst er sich in seinen Videos auch mit Lebensfragen und Religionen. So erkundete er in einer Reihe verschiedene Weltreligionen und auch den Atheismus. (df)
5 Antworten
Der arabische Israeli Nuseir Jassin (Nas Daily), ein Einzelfall, bezeichnet sich als „nichtreligiöser Muslim“. Ist das der Grund? Ja.
In dunklen Zeiten gibt es, wenn auch sehr selten positive Einzelfälle, die manchmal auch Hoffnung geben
„Jassin könne aufgrund seiner Herkunft die beiden Seiten des Konfliktes verstehen.“ Wirklich? Er versteht aber schon die Charta: from the river to the sea? Versteht er dann auch, dass zwei unabhängige Länder für zwei Völker, die nebeneinander in Frieden wohnen, eine Utopie ist? Versteht er, dass Hamas vernichtet werden muss, da sonst der 7.10. jederzeit wieder passiert? Eigentlich ja, denn er gibt ja zu, dass bei erneutem Überfall jeder Bürger Israels Ziel der Terroristen ist. Er sitzt im Prinzip auch, wie ich so oft, zwischen zwei Stühlen. Eine Ehrendoktorwürde für Toleranz und Zusammenleben hätten die ermordeten Aktivisten in den Kibuzzinen (z.B. Vivian Silver, die Lifschitzes) auch verdient gehabt, die nicht nur darüber reden und schreiben, sondern das auch praktiziert haben.
Der arabische Israeli Nuseir Jassin tut gute Werke der Verständigung, und sollte auch für uns ein Vorbild sein. Ob Baerbock ihn kennt ?! Ich meine : NEIN ! Das ist ja das Schlimme, das hierzulande solche Leute nicht geehrt werden und die Radikalität in Deutschland kein Ende nimmt.
Mutig, sich zu der Heimat Israel zu bekennen.
Möge Gott ihn schützen und ihm begegnen.