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Israelisch-arabischer Politiker: „Holocaust-Leugnung ist unmoralisch“

JERUSALEM (inn) – Der arabische Knesset-Abgeordnete Ahmed Tibi hat sich gegen die Leugnung des Holocaust ausgesprochen. Die Nazis hätten an den Juden eines der abscheulichsten Verbrechen in der Geschichte verübt, schreibt er in einem arabischen Zeitungsartikel.

Unter der Überschrift „Das Opfer des Opfers“ heißt es: „Der Nazi-Feind hat das menschliche Antlitz durch eine Reihe von rassistischen Akten aller Art gegen Juden und andere verloren, als er ihnen aus einem Gefühl der Überlegenheit begegnete und sie als Minderwertige ansah, die nicht an die Stufe der arischen Rasse heranreichten. Wir können angesichts dieser Verbrechen nicht neutral bleiben, auch nicht angesichts einer Situation, in der ein Mensch all seine Werte und seine Menschlichkeit abgelegt hat und Menschen und Gruppen geschädigt hat aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Rasse, Religion oder Nation.“

Tibi fügt hinzu: „Wir bleiben nicht untätig stehen, wenn die zionistische Bewegung den Holocaust benutzt, um pseudo-moralische Erklärungen für das zu erfinden, was mit uns und mitten unter uns seit 1948 und bis heute geschah.“ Aber die Araber müssten sich an den Holocaust erinnern, weil dies zur moralischen Verantwortung der Welt gegenüber dem gehöre, was geschehen sei.

„Kein Grund für Holocaust-Leugnung“

„Ich weiß nicht, warum einige Publizisten und Gelehrte in der arabischen und islamischen Welt es für nötig halten, sich an der Leugnung des Holocaust und dem Zahlenspiel zu beteiligen, wie es der iranische Präsident Mahmud Ahmedinedschad für richtig hält, es jedes Mal zu tun, wenn er auf ein Mikrophon oder eine Kamera trifft. Der Holocaust war Ausdruck eines der abscheulichsten Verbrechen gegen die Menschheit, das der nazistische Feind an einem der beschämendsten Tiefpunkte in der Menschheitsgeschichte begangen hat.“

Der israelische Araber fragt: „Was ist das Interesse von so und so vielen Leuten, die Zahlen zu leugnen und zu sagen, es seien nicht sechs Millionen gewesen? Wenn es um eine Million ginge, würde sich dann der moralische Standpunkt ändern? Gibt es solche, die die Zahl sechs Millionen nicht ertragen können, aber mit 100.000 zurechtkommen? Können wir den Gedanken annehmen, dass ein Mensch getötet wird, nur weil er Jude oder Slawe ist? Wir dürfen nicht leugnen, dass die Juden ein Opfer des Nazi-Feindes waren. Die Leugnung ist unmoralisch. Wir müssen den anderen und seine Nöte verstehen und sein Opfer kennen lernen. Demnach werden wir, das Opfer des Opfers, moralischer, wenn wir der ganzen Welt sagen, dass wir an der Seite derjenigen stehen, die der arische Feind in die Krematorien gebracht und denen er ihre Menschlichkeit und Ehre geraubt hat.“

„Palästinenser waren zweites Opfer“

Die Welt habe Israel aus politisch-kolonialistischen Gründen errichtet, aber nicht aus moralischen Gründen oder wegen des Gewissens der westlichen Welt, schreibt Tibi weiter. „Wir dürfen die direkte Verbindung zwischen dem zionistischen Programm und dem Holocaust nicht akzeptieren. Und dennoch haben die Palästinenser das größte Interesse, sich der Leugnung des Holocaust und jener Verbrechen zu widersetzen, weil sie ihr zweites Opfer waren.“

Das „Opfer des Opfers“ sei „der erste, der sich mit dem Klagen und Weinen der Frauen, Kinder und Greise identifiziert, die vor 60 Jahren hinter Stacheldrahtzäunen marschierten. Man muss ihnen mit umgekehrtem Weinen und Klagen antworten – vonseiten der palästinensischen Frauen und Greise, die jeden Tag für die Freiheit und das Leben sterben“.

Der Artikel erschien am Mittwoch auf einer israelischen Nachrichtenseite im Internet, die eine Affinität zu Tibis Vereinigter Arabischer Liste „Ra´am-Ta´al“ hat. Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, soll er in mehreren arabischen Zeitungen veröffentlicht werden.

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