Neben Peres drückten auch Vertreter der Gedenkstätte für Holocaustopfer „Yad Vashem“ ihr Bedauern über den Tod der 100-Jährigen aus. In einer Stellungnahme heißt es: „Wir sind sehr traurig, dass wir an diesem Morgen (Montag) erfahren mussten, dass die ‚Gerechte unter den Völkern‘, Miep Gies, verstorben ist.“
Gies war die letzte noch lebende Person, die der Familie Frank geholfen hatte, sich vor den Nationalsozialisten zu verstecken. Die jüdische Familie war aus Frankfurt in die Niederlande gekommen, um dort einen Unterschlupf zu finden. In den Jahren 1942 bis 1944 lebten sie versteckt in einem Hinterhaus in Amsterdam. Am 4. August 1944 wurden sie dort von den Nazis verhaftet. Gies ging daraufhin wieder in das Versteck und sicherte das Tagebuch der Anne Frank. Sie war eine Angestellte von Otto Frank, Annes Vater.
In dem Vorwort zu „Anne Franks Tagebuch“ schreibt Mies, dass sie keine Heldin sei und niemand Besonderes. „In diesen Jahren haben mehr als 20.000 Niederländer Juden und anderen, die eine Unterkunft suchten, geholfen. Ich habe nur das getan, was man von mir verlangte und was ich als notwendig empfand.“
„Testament des menschlichen Geistes“
Wie es in dem Nachruf für Gies in der Tageszeitung „New York Times“ heißt, gilt Franks Tagebuch als ein Dokument, „welches als ein Testament des menschlichen Geistes im Angesicht des unfassbaren Bösen überdauern wird“. Das Tagebuch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Zudem wurde ein Theaterstück darüber geschrieben, das weltweit an Theaterbühnen gespielt wird.
Nach ihrer Festnahme wurde die Familie Frank nach Auschwitz deportiert. Dort wurden sie getrennt. Annes Vater war der einzige Überlebende der Familie Frank. Nach dem Krieg gab er Anne Franks Tagebuch heraus.