RAMALLAH (inn) – Nach mehr als drei Tagen der Belagerung hat Israel am Sonntag Dutzende Planierraupen und Panzer von dem Hauptquartier von PLO-Chef Yasser Arafats in der Autonomiestadt Ramallah abgezogen. Zahlreiche Gebäude der „Mukata“ wurden zerstört, Arafat und rund 200 Gefolgsleute halten sich noch immer in einem letzten Gebäudekomplex auf.
Israel zog seine Militärfahrzeuge nach einer Intervention der Vereinigten Staaten ab. Ein Sprecher des Weißen Hauses bezeichnete das Vorgehen Israels in Ramallah als „nicht hilfreich“. Das militärische Vorgehen Israels sei keine Lösung, um den Terrorismus zu reduzieren, zudem würden Reformen innerhalb der Palästinensischen Autonomie weiter verzögert, hieß es am Sonntag in Washington.
Politische Beobachter gehen unterdessen davon aus, daß die USA mit ihrer Forderung nach einem Rückzug Israels aus Ramallah eine Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN) gegen Israel verhindern wollen. Bei einer solchen Verurteilung Israels durch das UN-Gremium, das am Montag in New York zusammentrifft, könnten die USA von ihrem Veto-Recht Gebrauch machen. Eine solche Konfrontation sehen politische Beobachter jedoch als Hindernis für das zukünftige Vorgehen der USA gegen den Irak, das mit dem UN-Sicherheitsrat abgestimmt werden soll.
Israel beharrt unterdessen weiter auf der Auslieferung von mehr als 50 mutmaßlichen palästinensischen Terroristen, die sich mit Arafat in dessen „Mukata“ aufhalten sollen. Insgesamt befinden sich rund 200 Palästinenser in dem Gebäudekomplex. Nach Angaben von Israels Kabinettsekretär Gideon Sa´ar habe sich die Regierung darauf verständigt Arafat ein uneingeschränktes Reiserecht in den Autonomiegebieten zu gewährleisten, sollte der PLO-Chef die von Israel gesuchten Palästinenser übergeben.
Palästinensische Vertreter kündigten am Montagmorgen an, Israel eine Liste mit den Namen aller gesuchten Palästinenser zu übergeben, die sich in der „Mukata“ aufhalten. Das schreibt die Tageszeitung „Ha´aretz“. Die Übergabe der Liste sei in Verhandlungen zwischen israelischen und palästinensischen Vertretern vereinbart worden.
Hani al-Hassan, einer der Frührer der radikalen Fatah-Gruppe von PLO-Chef Arafat, forderte jedoch, keine Liste mit Namen gesuchter Palästinenser an Israel auszuhändigen. Nur so werde eine ähnliche Situation wie bei dem Konflikt um die Geburtskirche in Bethlehem verhindert, in der sich im April diesen Jahres Dutzende Palästinenser vor Israel verschanzt hielten. Damals habe die PA eine Namensliste übergeben, Israel habe jedoch „immer neue Namen hinzugefügt“, so al-Hassan.