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Israel stellt Luftangriffe für zwei Tage ein

JERUSALEM / BEIRUT (inn) – Israel hat am Montag die Luftangriffe auf Ziele im Libanon für 48 Stunden ausgesetzt. Anlass war ein Angriff auf Raketenabschussrampen in der südlibanesischen Stadt Kana, bei dem am Sonntag zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen waren.

Nach Angaben der Armee hat die Unterbrechung der Angriffe am Montagmorgen um 2 Uhr Ortszeit begonnen. Es handele sich jedoch nicht um eine Feuerpause. In den zwei Tagen solle der Vorfall in Kana untersucht werden, hieß es aus dem Büro des israelischen Premierministers. „Keine Ziele werden angegriffen, es sei denn, von dort geht eine direkte Bedrohung für Israel aus. Israel wird in Koordination mit den UN den Bewohnern des Südlibanons, die die Gegend innerhalb von 24 Stunden räumen wollen, sichere Durchfahrt gewähren. Außerdem wird es Boden- und Meereskorridore einrichten, um humanitäre Hilfe durchzulassen.“

Libanesische Vertreter beschuldigten die Israelis, am Morgen Ziele in der Nähe der Grenze zu Syrien beschossen zu haben. Doch aus der Armee hieß es, dies sei zwei Stunden vor Beginn der Angriffspause geschehen.

Viele Kinder unter Toten

Am Sonntag hatte die Luftwaffe auf Kana südöstlich der Hafenstadt Tyrus gefeuert. An die 60 Menschen starben, darunter etwa 37 Kinder. Mehrere Häuser stürzten ein, darunter ein dreistöckiges Gebäude, in dem rund 100 Zivilisten Schutz gesucht hatten. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“ unter Berufung auf Augenzeugen und Rettungskräfte.

Israelische Vertreter drückten Bedauern über den Vorfall aus: „Israel bedauert zutiefst und ist sehr betrübt über diesen Angriff auf unschuldige Zivilisten im Libanon“, sagte Regierungssprecherin Miri Eisin. „Israel übernimmt die volle Verantwortung und wird eine offene Untersuchung einleiten, um herauszufinden, wie sich dies zugetragen hat.“ Die Armee hatte zuvor mitgeteilt, von Kana aus habe die Hisbollah zahlreiche Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen. Die Terrorgruppe missbrauche Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“.

Weltweite Kritik

Der Zwischenfall wurde weltweit kritisiert. US-Vertreter forderten Israel auf, den Tod von Unbewaffneten bei den Kämpfen im Libanon möglichst zu vermeiden. Gleichzeitig wiederholte das Weiße Haus seine Auffassung, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung habe. Die EU-Außenbeauftragte Benita Ferrero-Waldner sagte, der Angriff sei nicht zu rechtfertigen, weil gerade jetzt nach einer diplomatischen Lösung für den Konflikt gesucht werde.

Auch der syrische Präsident Baschar Assad äußerte sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur SANA: „Das Massaker, das Israel heute Morgen in Kana begangen hat, zeigt die Unmenschlichkeit dieses aggressiven Gebildes. Es zeigt, wie Staatsterrorismus vor den Augen und Ohren der Welt verübt wird.“ Der jordanische König Abdullah II. kritisierte Israel ebenfalls: „Diese kriminelle Aggression ist ein hässliches Verbrechen, das von den israelischen Truppen in der Stadt Kana begangen wurde. Es ist eine große Verletzung aller internationalen Statuten.“

Sicherheitsrat: Keine Verurteilung

UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte den Sicherheitsrat dringend auf, den israelischen Angriff diesmal zu verurteilen. Doch nach Einspruch der USA einigten sich die Mitglieder nur auf eine Erklärung, in der sie den Tod der Zivilisten bedauerten. Sie forderten eine dauerhafte Waffenruhe. Israels UN-Botschafter Dan Gillerman sagte, Kana sei ein Zentrum der Hisbollah. Zudem habe sein Land die Bewohner vor den Angriffen dazu aufgerufen, die Stadt zu verlassen. „Jedes getötete libanesische Kind ist ein schrecklicher Fehler und eine Tragödie.“ Für die Hisbollah sei hingegen jedes tote israelische Kind ein Sieg und ein Grund zum Feiern.

„Rekord“: 140 Hisbollah-Raketen an einem Tag

Die Hisbollah feuerte am Sonntag 140 Raketen auf Israel ab – so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Acht Menschen wurden verwundet, darunter ein Journalist der Tageszeitung „Ha´aretz“. Katjuscha-Raketen landeten unter anderem in Akko, Kirijat Schmonah, Naharijah, Ma´alot und Tiberias.

Am Montagmorgen griffen Hisbollah-Kämpfer in der südlibanesischen Ortschaft Taibeh israelische Truppen mit Panzerabwehrraketen an. Sechs Soldaten wurden verletzt. Als die Israelis das Feuer erwiderten, wurden drei Terroristen getötet.

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