Israel startet neue Großoffensive im Gazastreifen

Die Armee beginnt mit einer Großoffensive eine „neue Phase der Kämpfe“, um den Gazastreifen zu erobern. Zugleich lässt Israel wieder Hilfslieferungen in das Gebiet.
Von Israelnetz
Ein Panzer beim Einsatz im Rahmen der neuen Offensive Gideons Streitwagen

CHAN JUNIS (inn) – Die israelische Armee hat am Freitag mit einer breit angelegten Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Dies markiere den Anfang der Operation „Gideons Streitwagen“, teilte das Militär am Sonntag mit. Es handele sich um eine „neue Phase der Kämpfe“.

Die Operation laufe so lange, bis die Terror-Organisation Hamas kampfunfähig gemacht und in allen Einsatzgebieten ein entschiedener Sieg erzielt sei, erklärte Armeechef Ejal Samir nach einer Lagebeurteilung am Sonntag. Ziel sei die Rückbringung der Geiseln und die Niederlage der Hamas.

Eroberungen als Ziel

Israel hatte eine Ausweitung der Offensive nach Ende der Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump (Republikaner) im Nahen Osten angekündigt, falls bis dahin kein Geiseldeal zustandegekommen sei. Zugleich werde die Armee „Flexibilität“ zeigen, um die laufenden Geiselgespräche nicht zu torpedieren, erklärte Samir.

Die Armee agiere nun mit fünf Divisionen im Gazastreifen, sagte Sprecher Effie Defrin weiter. Israelische Regierungsvertreter sagten laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“, die Armee werde den Gazastreifen erobern und das Gebiet für die absehbare Zukunft halten. Ein Ziel sei es dabei zu verhindern, dass die Terror-Organisation Hamas humanitäre Hilfe kapert.

Bislang hatte sich die Armee aus einmal eroberten Gebieten oft zurückgezogen. Auf diese Weise konnten sich dort Terroristen neu gruppieren.

Gewagte Geheimoperation

Bei den Angriffen kamen nach Angaben der Hamas Dutzende Palästinenser ums Leben. Am Montag erklärte die Armee die gesamte Stadt Chan Junis zu einer Kampfzone und kündigte einen „nie dagewesenen Angriff“ an. Einwohner sind angewiesen, die Stadt in Richtung Küste zu verlassen.

Indes tötete ein Sonderkommando bei einer Geheimoperation am Montagmorgen einen hochrangigen Terroristen der „Volkswiderstandskomitees“, Ahmed Sarhan, in Chan Junis. Die Terror-Organisation bestätigte dies wenige Stunden später.

Laut Augenzeugen waren die Einsatzkräfte als Palästinenserinnen verkleidet unterwegs. Die neunköpfige Gruppe näherte sich in einem weißen Kleinbus dem Haus, stürmte es, tötete den Terroristen und nahm dessen Frau und Kinder gefangen. Unter Feuerschutz durch die Luftwaffe zog sie sich dann vom Ort des Geschehens zurück.

Humanitäre Hilfe zugelassen

Derweil hat Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) am Sonntagabend die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen angeordnet. Das Sicherheitskabinett stimmte auf Empfehlung von Armeevertretern dafür. Damit wolle Israel „der Entwicklung einer Hungerkrise“ vorbeugen, teilte das Regierungsamt mit.

Israel hatte die Lieferungen am 2. März gestoppt. Grund dafür war nach Angaben der Regierung die Weigerung der Hamas, dem damaligen Plan der USA für eine Waffenruhe in Verbindung mit der Freilassung von Geiseln zuzustimmen.

Das Kabinett war nicht an der Entscheidung beteiligt. Die Hilfslieferungen sind in der Regierung umstritten, da die Hamas Teile davon kapert. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke) bezeichnete die Wiederaufnahme als „schweren Fehler“. Damit verschaffe Israel der Hamas Luft zum Atmen.

Die Wiederaufnahme erfolgt zunächst durch den bislang verwendeten Mechanismus. Für die Zukunft will die Armee ein System einrichten, bei dem die Hilfslieferungen besser vor dem Zugriff der Hamas geschützt sind.

Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) erklärte, die Lieferungen seien auch aus diplomatischen Gründen nötig. „Israel muss den Krieg in einer Weise führen, die von unseren Freunden unterstützt werden kann.“

Bereits am Donnerstag betonte der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah Bin Sajed Nahjan, dass die Freilassung der israelischen Geiseln oberste Priorität bei allen Gazaplänen haben müsse. Außerdem müsse der Hamas-Herrschaft ein Ende gesetzt werden, sagte er dem amerikanischen Nachrichtensender „Fox News“. Erst dann könne der langfristige Wiederaufbau beginnen. (df)

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3 Antworten

  1. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir gegen die Hilfslieferungen. Damit verschaffe Israel der Hamas Luft zum Atmen. Hat er Recht? Ja.
    Außenminister Gideon Sa’ar: die Lieferungen seien aus diplomatischen Gründen nötig. „Israel muss den Krieg in einer Weise führen, die von unseren Freunden unterstützt werden kann.“ Hat er Recht? Ja.

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  2. Sa’ar erklärte: „Israel muss den Krieg in einer Weise führen, die von unseren Freunden unterstützt werden kann.“
    Da hat er nicht ganz Unrecht. Aber vorerst geht das Verteilen der Hilfsgüter den „gewohnten Gang“ und ich befürchte, Hamas weiß ganz genau, wie sie da drankommen. Obwohl ich einerseits gegen Lieferung von Hilfsgütern war, bin ich froh, dass man Il dann das „Aushungern“ nicht mehr vorwerfen kann. Ich hoffe, dass die Geiseln genug bekommen um zu überleben.

    Den Trick des Verkleidens mit Frauenkleidern hat sich die IDF von Sinwar und Co abgeschaut? Clever und gut, dass der Zugriff Sarhans geklappt hat und auch M.Sinwar Geschichte ist. Ich gönn ihnen die 72 Jugfrauen, wenn dafür ein ganzes Volk von dieser Mörderbrut befreit ist. Aber bei diesen gewagten Einsätzen bange ich sehr um die Soldaten.🙏🎗🇮🇱

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