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Israel reagiert auf die Anschläge in Istanbul

ISTANBUL/TEL AVIV (inn) – Israels Premierminister Ariel Scharon hat sein Mitgefühl gegenüber den Betroffenen der Anschläge in Istanbul geäußert. Sowohl Scharon als auch der frühere Botschafter Israels in der Türkei sehen die Gründe der Anschläge im toleranten, westlichen Charakter des Landes.

Bei einer Konferenz in Tel Aviv äußerte Scharon sein Beileid. „Der Terror hat heute bedauerlicherweise erneut zugeschlagen. Das verpflichtet uns, daran zu erinnern, daß die freie Welt den Terror bekämpfen muß. Terror ist nun nicht mehr nur etwas, was Israel trifft, sondern eine Gefahr für die gesamte freie Welt darstellt. Es gibt keinen Kompromiss mit dem Terror“, sagte Scharon.

Israels Außenminister Silwan Schalom bot Hilfe in Form von Blutkonserven und Medikamenten an. Auch könne Israel Sanitäter nach Istanbul senden, da man mit Terror-Opfern Erfahrung habe. Schalom drückte auch der britischen Regierung sein Beileid aus. Bei den Anschlägen auf das britische Generalkonsulat und eine britische Bank sind am Donnerstag mindestens 27 Menschen getötet und mehr als 450 verletzt worden. Unter den Getöteten befindet sich auch der Generalkonsul Großbritanniens, Roger Short.

Bei den Attentaten, zu denen sich wie bei den Anschlägen auf die beiden Synagogen am Samstag die Terror-Organisation Al-Qaida und die radikal-islamische „Front der Vorkämpfer für den Großen Islamischen Osten“ (IBDA-C) bekannten, sind laut Konsulat keine Israelis umgekommen. Das Außenministerium rät von Reisen nach Istanbul ab, welches ein sehr beliebtes Reiseziel israelischer Touristen ist.

Die Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vaschem“ sprach nach den Anschlägen von einem „Alarmsignal“ sowohl für die Juden als auch für die gesamte westliche Welt. „Diese Kräfte, die gegen Demokratie, Tolaranz und westliche Zivilisation sind, sind die selben, die einen mörderischen Antisemitismus fördern“, hieß es in einer ofiziellen Stellungnahme.

Der frühere Botschafter Israels in der Türkei, Dr. Alon Liel, sieht besonders im türkischen Premierminister, Recep Tayyip Erdogan, „eine große Herausforderung für den Fundamentalismus in der islamischen Welt.“ Erdogan sei ein gläubiger Moslem, der jedoch Demokratie über Religion gestellt habe. Er demonstriere mit seiner Politik, daß beides miteinander vereinbar sei. Dies streiten die islamistischen Führer seit je ab. Dabei stand Erdogan selbst im Verdacht, die Scharia (das islamische Religionsgesetz) in der Türkei einführen zu wollen, so Liel. 1998 hätten ihn seine pro-islamischen Sympathien sogar ins Gefängnis gebracht.

Andererseits überrasche Erdogan mit seinem Engagement für den Beitritt der Türkei in die Euopäische Union. Außerdem habe er vor einem Monat entschieden, türkische Truppen in den Irak zu senden.

Die Verbindung zwischen Islam und einer pro-westlichen Offenheit bezeichnete die Vizepräsidentin der Jüdischen Gemeinschaft in der Türkei, Lina Filiba, bereits am Samstag, nach den Anschlägen auf die Synagogen, als Hauptmotiv der Terroristen. Filiba sei indes verärgert über Medienberichte und Äußerungen von Politikern in Israel, türkische Juden sollten nach Israel kommen. Durch die Trennung zwischen jüdischen und türkischen Opfern fördere man den Antisemitismus in der Türkei. „Wir schätzen unsere Verbundenheit mit Israel, aber wir sind türkische Staatsbürger“, sagte Filiba.

Die IBDA-C-Gruppe, die sich zu den Anschlägen bekannte, hatte dem Oberrabbiner in Istanbul, Isak Haleva, eine Drohung geschickt. Darin heißt es, die IBDA-C freue sich darauf, am Grab des Rabbis, die „Halva“ zu halten. Dies ist das türkische Begräbnismahl. Außerdem behauptet das Schreiben, die Juden vergifteten die muslimische Kultur durch Korruption und Prostitution. Man wünsche „den dreckigen Juden einen friedvollen Schabbat“.

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