Suche
Close this search box.

Israel, Medienmacht und das DeutschlandRadio

Haim Saban ist einer der größten Medien-Mogulen unserer Zeit. Doch er vereint drei Eigenschaften auf sich, die manchem höchst verdächt erscheinen: er ist Jude, reich, und er hat ein Herz für Israel. Ein Autor des „DeutschlandRadios“ Berlin hat vor kurzem in seiner Radiosendung Andeutungen über Saban gemacht, die für Wirbel und große Schlagzeilen gesorgt haben, auch in Israel. „Antisemitische Attacke auf Haim Saban in Deutschland“ meldete am Mittwoch die in Jerusalem erscheinende „Jediot Aharonot“. Saban sei Ziel einer „scharfen antisemitischen Attacke“ des Journalisten vom staatlichen „Deutschlandradio“ geworden, schreibt Eldad Beck, Deutschland-Korrespondent der „Jediot Aharonot“, in seinem Bericht.

Was war geschehen? Der israelisch-amerikanische Medienmogul Saban hatte vor etwa drei Wochen der „New York Times“ ein Interview gegeben. Die Zeitung portraitierte den 59-jährigen Geschäftsmann ausführlich und zeichnete seinen Erfolgsweg nach. Dieses Interview las „DeutschlandRadio“-Redakteur Ludwig Watzal, und sofort klingelten bei ihm die Alarm-Glocken: Ein reicher Jude unterstützt Israel? In seiner Radiosendung, die am 16. September im Deutschlandradio Berlin gesendet wurde, spekulierte er über die mächtige, reiche, jüdische Lobby, welche die böse israelische Regierung unterstützt, und bediente so uralte antisemitische Klischees.

Einen „Beleg dafür, wie symbiotisch das Verhältnis von Macht und Geld ist“, sieht Watzal unter anderem in Sabans Kauf der „ProSiebenSat 1 Media AG“ des bankrott gegangenen Leo Kirch. Haim Saban besuchte mit seiner Familie gerade das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Als er mitten auf dem Platz steht, klingelt sein Handy und er erfährt, dass ihm ab sofort einer der größten Privatsender Deutschlands gehört. „Ich fand das Timing, gelinde gesagt, interessant“, sagt Saban dazu in dem Interview mit der „New York Times“ und gibt zu, das sei tatsächlich etwas ironisch. Für Watzal ist es vor allem verdächtig. „Eine Hollywood-reife Szene“ sieht er darin, „ob dies geschmackvoll war, sei dahingestellt.“

Doch damit nicht genug. Watzal führt den Gedanken weiter: „Die Eskapaden der so genannten Holocaust-Industrie sind ziemlich bizarr“. Der aus Israel stammende Hollywood-Mogul will nach Watzals Meinung offenbar „eine möglichst große Kontrolle über die Medien erlangen“. Sabans Interesse für Deutschland sei „Basis für etwas Größeres“, orakelt Watzal.

Mit dem Begriff „Holocaust-Industrie“ bezieht sich der DeutschlandRadio-Redakteur auf ein umstrittenes Buch, das vor knapp vier Jahren für Wirbel gesorgt hatte. Der Amerikaner Norman Finkelstein hatte in seinem Buch „Die Holocaust-Industrie“ behauptet, die Juden benutzten den Holocaust als Legitimierung für eine „verbrecherische Politik des Staates Israel“. „Der Holocaust wird vom jüdischen Establishment aus politischen und finanziellen Gründen instrumentalisiert“, so Finkelstein in seinem Buch.

Für Watzal passt der jüdische Medienmacher Saban exakt in das Finkelstein-Modell: „Kritisiert Norman Finkelstein nicht zu Recht, dass die Holocaust-Erinnerung für politische Ziele instrumentalisiert werde, um zum Beispiel die israelische Okkupationspolitik und die damit einhergehenden Ungerechtigkeiten gegenüber den Palästinensern zu rechtfertigen?“

Watzal hat in seiner Radio-Sendung „Haim Saban, die Medien und Israel“ schnell weitere Personen parat, die sich verdächtigerweise für Israel einsetzen. Im Vergleich zu den anderen Israel-Unterstützern, die ihm spontan einfallen („Michel Friedman und Michael Wolffsohn“), besteht bei Saban das Problem: „Er ist aus diesem Trio der Mächtigste und Einflussreichste“. Saban habe „keinerlei moralische Skrupel, Geschäfte mit dem ehemaligen ‚Tätervolk‘ zu machen“, wundert sich Watzal. Michel Friedman „hatte sich schon einmal als Image-Polierer Scharons betätigt“, so Watzal. In seinem Interview mit Israels Premier sei der „ansonsten als Inquisitor agierende Moderator“ handzahm geworden.

Scharon sagt über Saban: „Er ist ein großartiger Amerikaner, der immer an Israels Seite steht, wenn es Hilfe braucht“. Für Watzal ist das wiederum verdächtig: „Verrät nicht Sabans Zuneigung zu Scharon viel über seine politische Einstellung?“. Diese Schlussfolgerung ist verlockend. Doch wie mag diese Überzeugung aussehen? „Steht der israelische Ministerpräsident nicht für die extreme Richtung des Zionismus und eine brutale Besatzungspolitik?“, fragt Watzal. Saban selbst erzählt immer wieder von seiner Freundschaft zum demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton. Die beiden fahren sogar gemeinsam in den Urlaub. Geht es nach den finanziellen Spritzen, die der Medienmogul in den amerikanischen Wahlkampf pumpt, schlägt sein Herz für die Demokraten: sie erhielten Millionen von Dollar in den letzten Jahren, 7 Millionen allein für einen Parteitag 2002.

Haim Saban wurde in Ägypten geboren, doch wanderte er als Kind mit seiner Familie nach Israel aus. Dort arrangiert er Konzerte, später gründet er in Frankreich eine eigene Firma. 1983 geht er in die USA, wo er durch einige Glücksgriffe die Rechte an einer Fernsehserie bekommt. Heute ist er einer der reichsten Medien-Macher der USA.

„Ich bin ein ‚Ein-Thema-Mann‘, und dieses Thema ist Israel“, sagt Saban von sich. Er organisiert Treffen und Diners und unterstützt die Politiker, deren Ideen er für richtig hält. 2002 ruft er das Forschungsinstitut „Saban Zentrum für Nah-Ost-Politik“ ins Leben und macht 13 Millionen Dollar dafür locker. Seine Intention: „Ich habe von Führern in den USA und in Europa gehört, was Scharon alles nicht tun sollte. Ich habe nie einen vernünftigen Vorschlag gehört, was er stattdessen tun sollte.“ Warum er sich so für Israel einsetze, wird er von der „New York Times“ gefragt. Und er antwortet mit einem Zitat von Tom DeLay (auch wenn er es „hasst“, DeLay zu zitieren, wie er sagt, einen Republikaner im US-Repräsentantenhaus): „Es ist richtig für uns, Israel zu unterstützen. Die Gründe gehen zurück bis an den Anfang der Zeit.“

Offenbar ist es einem jüdischen Multimillionär nicht erlaubt, für sein ehemaliges Heimatland einzutreten. Die britischen Sender BBC und Skynews kritisierte Saban als zu pro-arabisch. (Eine Meinung, die er mit den israelischen Medienberatern der Regierung teilt. Israel verhängte zum ersten Mal in der Geschichte für einige Zeit eine Informationssperre gegenüber der BBC, da diese den Nahost-Konflikt einseitig für die Palästinenser darstellte). Saban hat Interesse angemeldet, den größten Konkurrenten in England zu kaufen: ITV.

Und noch etwas ist für Watzal verdächtig: In Deutschland sei er der einzige amerikanische Investor. Watzal wundert sich: „Andere US-Unternehmen machen einen großen Bogen um das Land“. Egal, was der Multimillionär mit Israel-Tick auch einkauft – es wird ihm als Vorbereitung für die jüdische Weltherrschaft in den Medien ausgelegt.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen