GAZA / JERUSALEM (inn) – Die Vogelgrippe hat nun auch die Palästinensergebiete erreicht. Das israelische Gesundheitsministerium will 300 Dosen der „Tamiflu“-Tabletten an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übergeben.
Dies ordnete Gesundheitsminister Ja´akov Edri an, nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO dem Ministerium ein entsprechendes Gesuch überreichte. Die Tabletten, die für den Kampf gegen das tödliche H5N1-Virus entwickelt wurden, sollen in den Gazastreifen gebracht werden, berichtet die „Jerusalem Post“.
Edri betonte, dass bislang noch kein Mensch in Israel infiziert sei, sondern nur Geflügel betroffen sei. Der Direktor des Gesundheitsministeriums fügte hinzu, dass es ungefährlich sei, Truthahn und gekochte Eier zu essen.
Die Untersuchungen israelischer Wissenschaftler haben ergeben, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um das tödliche Vogelgrippe-Virus H5N1 handelt. Das Landwirtschaftsministerium teilte am Mittwoch mit, dass das Virus nun auch im Gazastreifen und damit erstmals in den Palästinensergebieten aufgetaucht sei. Etwa 200 Hühner waren in einem Stall in Rafah im südlichen Gazastreifen tot aufgefunden worden. Israelische Tierärzte haben sich am Mittwoch mit palästinensischen Kollegen am Eres-Grenzübergang getroffen, um die Lage zu beraten.
Adnan Hammad, Mitglied des Stadtrates von Jericho, sagte: „Vor drei Tagen haben sie tote Vögel in Uja gefunden, wenige Kilometer nördlich von Jericho. Die Israelis sind gekommen und haben die Vögel mitgenommen, aber wir haben nichts von einem Ergebnis gehört. Es gibt viele Hühnerhöfe in Uja. Ich glaube, es gibt eine Zusammenarbeit mit den Israelis, denn wir haben nicht die Labore, um diese Dinge zu untersuchen.“
Die Israelis sprachen auch mit jordanischen Kollegen, denn sie befürchten ein Ausbreiten der Seuche auch im Jordantal. Die meisten Bauernhöfe mit Geflügel in dieser Region gehören zu jüdischen Siedlungen. Am Donnerstagmorgen schien die Vogelgrippe im Moschav Beka´ot im Jordantal aufgetaucht zu sein. Dutzende tote Vögel waren dort gefunden worden. Der Moschav wurde in einem Radius von zehn Kilometern abgeriegelt.
Die Behörden in der Region Scharon bieten jedem, der dabei hilft, die gefährdeten Vögel zu entsorgen, umgerechnet 355 Euro pro Tag. Erste Untersuchungen ergaben jedoch am Donnerstag, dass die dort in der Nähe von Zoren gefundenen toten Vögel nicht durch das Vogelgrippe-Virus ums Leben gekommen waren.
Ja´akov Cohen, Vertreter der Geflügelzüchter, sagte, die Geflügel-Bauern würden wahrscheinlich einen Verlust von vier bis fünf Millionen Euro durch die Vogelgrippe erleiden. Israel hat bislang etwa 400.000 Hühner und Truthähne gekeult. Weltweit sind bisher etwa 100 Menschen an der Krankheit gestorben.
Das israelische Landwirtschaftsministerium geht inzwischen davon aus, dass die Krankheit durch Fußgänger aus Ägypten nach Israel gebracht wurde. Eventuell trugen Touristen, die in Ägypten waren, das Virus an ihren Schuhen.