SDEROT (inn) – Die täglichen Raketenangriffe auf Sderot interessieren weder die israelische Regierung noch die Medien. Diesen Vorwurf äußerte der Bürgermeister der Wüstenstadt, Eli Mojal, im Gespräch mit dem Informationsdienst „Arutz Scheva“.
Seit Israels Rückzug aus dem Gazastreifen sei kein Tag vergangen, an dem nicht palästinensische Kassam-Raketen in der Gegend von Sderot aufgekommen wären, sagte Mojal. Aber „das kommt in der Zeitung höchstens auf Seite 17 unten. Man hat gelernt, darüber wie über das Wetter zu reden, und das ist sehr hart“.
Doch nicht nur die palästinensischen Angriffe machten den Bewohnern der Negev-Stadt zu schaffen. Auch wenn die israelische Armee Geschosse auf offenes Feld im Gazastreifen abfeuere, erschrecke dies die Menschen. Sie untersuchten jedes Mal, „ob es von uns ist oder von ihnen“, so der Bürgermeister. Einige überlegten auch, ob sie Sderot verlassen sollten.
„Terror muss hart bekämpft werden“
„Israels Regierung hat auf ihrer Flagge keinen Vernichtungskrieg gegen den Terror eingeritzt“, kritisierte Mojal. „Die Leute verstehen nicht, dass eine Rakete Terror ist. Eine Rakete, die von Gaza ausgeht, muss dazu führen, dass sie in Gaza drei Monate nicht schlafen. Solange die Taktik nicht so ist, werden wir weiter unter Feuer, Hölle und Ängsten sein.“ Die Regierung habe „keine Ehrfurcht gegenüber den Bewohnern von Sderot. Solange die Bewohner schweigen, heißt das für sie, dass sie weiter leiden können“. Die Regierung habe Sderot aufgegeben.
„Keine Änderung in Sicht“
Im Hinblick auf die nahe Zukunft ist der Bürgermeister pessimistisch: „Ich glaube nicht, dass sich die Lage in den nächsten fünf Jahren ändern wird. Denn es handelt sich um dieselben Leute, dieselben Entscheidungsträger und dieselbe Regierung. Dieselben Spiele werden fortgesetzt werden. Wir schießen auf offene Gebiete, sie schießen auf unsere Städte. Solange sich die Gleichung nicht ändert, werden wir Terror haben. Wir werden eine bombardierte Stadt bleiben, weil ich in der Politik keine Veränderung sehe.“
Alle Äußerungen, die derzeit von Ex-Geheimdienstchef Avi Dichter und anderen zu hören seien, habe man bereits vor dem Rückzug vom Verteidigungsminister, vom Regierungschef und vom Generalstabschef gehört. „Sie versprachen: nachdem wir uns abgespalten und die Siedler und Soldaten von dort abgezogen haben, ‚werden wir auf die erste Kassam, die abgeschossen wird, so reagieren, wie es bisher noch nicht vorgekommen ist‘. Seither sind Hunderte Kassams gefallen, und die Welt geht weiter ihren Gang.“
Nach frustrierenden Erfahrungen hätten die Menschen in Sderot nicht einmal mehr Lust zum Demonstrieren, fügte Mojal hinzu. „Nachdem sie fünf Jahre in der Hölle gestanden hatten, standen die Bewohner etwa vier Stunden vor dem Büro des Premierministers, und kein Minister ist gekommen oder hat das Telefon abgenommen. Die israelische Regierung ist in einem so tiefen Koma, dass schon keine Demonstration mehr helfen wird.“ Sein Fazit: „Wir werden weiter leiden und stark sein – für den Staat, nicht für die Regierung.“