JERUSALEM / DAMASKUS (inn) – Israel hat am Sonntag etwa 10.000 Tonnen Äpfel nach Syrien exportiert – der überschüssige Früchtebestand wird vermutlich von dort aus an andere arabische Staaten weiterverkauft.
Die Früchte stammen hauptsächlich von drusischen Bauern aus den Golanhöhen, die jedoch israelische Staatsbürger sind. Die Religionsgemeinschaft der Drusen ist eine Strömung des Islam. Im Unterschied zu anderen islamischen Gruppierungen lehnen sie den Propheten Mohammed ab und betrachten den Koran nicht als absolute Offenbarung.
„Ich bin sehr glücklich. Unsere Äpfel kommen nach Syrien“, sagte eine Einwohnerin eines drusischen Dorfes gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“. „Die Äpfel bekommen unsere Familien, unsere Freunde und unser Heimatland. Wir können nicht (nach Syrien) gehen, aber unsere Äpfel.“
Die Golanhöhen hatte Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert. Syrien betrachtet dieses Territorium nach wie vor als okkupiert. Viele der im Golan lebenden Drusen identifizieren sich noch mit Syrien und haben dort Verwandte.
Da Israel zu viele Äpfel und zu wenig Abnehmer hat, wandte sich das israelische Landwirtschaftsministerium an die Friedenstruppen der Vereinten Nationen in den Golanhöhen. Israel bot an, die überschüssigen Äpfel nach Syrien zu exportieren. Syrien stieg in das Geschäft ein.
Am Sonntag wurden 17 Lastkraftwagen mit Äpfeln zum Kuneitra-Grenzübergang gebracht. Dies soll in den nächsten sechs Wochen fortgesetzt werden. Von dort bringt ein internationaler Ausschuss des Roten Kreuzes die Äpfel einen Kilometer über die Grenze nach Syrien.
Gioro Sela, der Direktor des israelischen Bauernverbandes, ist zufrieden mit dem Handel, von dem Israel und Syrien profitieren werde. Die Preise auf dem regionalen Markt werden sich stabilisieren. Dies komme jüdischen Bauern zugute, so Sela. Die Landwirte haben Schwierigkeiten, ihre Waren im Gazastreifen abzusetzen, da der Karni-Grenzübergang von Israel immer wieder aufgrund von Terrorwarnungen geschlossen wird.
Syrische Importeure werden laut Angaben des Internetdienstes „Arutz Scheva“ die israelischen Früchte wahrscheinlich in andere arabische Staaten weiterverkaufen, in denen die Obstpreise viel teurer sind. Die israelischen Äpfel sind für ihre Qualität und ihre Süße bekannt.
Der Export von 10.000 Tonnen Äpfeln nach Syrien stellt eine ungewöhnliche Zusammenarbeit der syrischen Regierung mit Israel dar. Syrien, der Libanon und der Iran sind dem jüdischen Staat feindlich gesinnt und planen von Syrien aus Anschläge auf Israel.