JERICHO (inn) – Qumran gehört für Israelreisende zu den Besuchszielen erster Güte. Die Ausgrabungen des Essener-Klosters, die Qumranhöhlen, in denen ein Beduinenjunge mit dem Fund der Bibelfragmente die größte archäologische Sensation des Jahrhunderts auslöste, sind immer wieder faszinierend. Vor Qumran drängen sich normalerweise die Besucher ähnlich wie vor der Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt in „normalen Zeiten“.
„Die Medien haben seit Anfang des Jahres mit ihrer Berichterstattung über den drohenden Irak-Krieg alles noch viel schlimmer gemacht“, sagt Conny Barghoorn, die Leiterin der Öffentlichkeitsabteilung von Qumran. „Ganze Besuchergruppen, die sich für Januar, Februar oder März angemeldet hatten, sind von den Berichten in den Medien über einen unmittelbar bevorstehenden Krieg im entfernten Irak abgeschreckt worden und haben ihre Besuche abgesagt. Jetzt kommt kaum einer mehr.“
Conny Barghoorn lebt seit 1981 in Israel. Sie wurde im Schwabenland geboren, wuchs auf in Mönchengladbach. Wenige Jahre nach ihrer Ausreise nach Israel konvertierte sie zum jüdischen Glauben. Seit Jahren gilt ihr ganzes Interesse der Archäologie in Qumran.
Im nahegelegenen Kibbutz Kalia, der zu Qumran gehört, „versuchen wir, die wirtschaftlich sehr schwere Situation zu meistern. Wir finanzieren uns momentan überwiegend vom Dattelanbau und von der Milchproduktion“, sagt Conny. Die Bewohner des Kibbutz halten rund 120 Milchkühe.
In Qumran arbeiteten bis vor rund zwei Jahren 50 Angestellte, darunter auch einige Palästinenser, die jeden Tag aus Jericho nach Qumran kamen. Heute sind hier nur noch zwölf Mitarbeiter tätig. „Unter den wenigen Angestellten, die wir noch halten konnten, sind noch immer Palästinenser aus Jericho, die wir bewußt nicht entlassen wollen. Bei uns funktioniert die Zusammenarbeit, das ist unser Beitrag für einen möglichen Frieden“, meint Conny.
Zum Kibbutz gehört auch einer der schönsten Strände am Toten Meer, der ebenfalls zum Erhalt von Qumran und dem Kibbutz beiträgt. Daneben befindet sich hier ein gutes Restaurant und eines der größten Geschäfte für Kosmetik. „Kühe sind zwar gut und schön, aber ohne Besucher können wir nicht mehr lange durchhalten. Gerade bei uns ist ein Aufenthalt am Toten Meer absolut sicher.“
Ein Besuch lohnt sich auch auf der Hompage des Qumran-Online-Shops unter www.qumranshop.com. Souvenirs, Kosmetik oder Bücher aus der Region können hier erworben werden.