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Israel erhöht Mindestlohn

JERUSALEM (inn) – Ein Vertrag über einen höheren Mindestlohn hat in Israel einen drohenden Generalstreik abgewendet. Arbeitnehmer im privaten Sektor sollen nun im Monat umgerechnet 140 Euro mehr erhalten.
Der Mindestlohn soll um rund 140 Euro steigen.

Israelische Geschäftsführer und der Dachverband der Gewerkschaften, Histadrut, haben am späten Dienstagabend den Vertrag über die Erhöhung des Mindestlohnes unterzeichnet, berichtet die Tageszeitung „Ha’aretz“. Darin vereinbarten sie, binnen zwei Jahren den Mindestlohn um umgerechnet rund 140 Euro anzuheben. Das Ziel sei es, Ende Januar 2017 eine Lohnhöhe von etwa 1.000 Euro zu erreichen. Dies solle in drei Stufen geschehen. Das Abkommen ist vorläufig und betrifft bislang nur den privaten Sektor.
Dem Bericht zufolge sei die erfolgreiche Einigung auf den neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft, Avi Nissenkorn, zurückzuführen. Er hatte im vergangenen Monat zu einem nationalen Arbeitskampf aufgerufen und gefordert, den Mindestlohn um etwa 200 Euro aufzustocken. Derzeit liegt der Lohn bei rund 870 Euro. Das sind 47,5 Prozent des Durchschnittslohnes. Bis 2018 sollen es 52 Prozent sein.
Ein Sprecher des Finanzministeriums kündigte an, die Erhöhung des Mindestlohnes auch für den öffentlichen Sektor zu diskutieren. Für ein rechtskräftiges Abkommen wird jedoch die Unterschrift des Finanzministers benötigt. Da Jair Lapid als Finanzminister aber kürzlich entlassen wurde, könne ein entsprechender Vertrag erst nach den Wahlen am 17. März in Kraft treten.

Höherer Lebensstandard?

Besonders klein- und mittelständige Unternehmen sind von den steigenden Lohnausgaben betroffen. Auch in der Landwirtschaft und der Hotelbranche gibt es viele Angestellte auf Mindestlohnbasis. Trotzdem meinen Analytiker, dass kleinere Unternehmen nicht beeinträchtigt seien, da sie ihre Preise erhöhen und die Kosten an die Kunden abschieben. Supermärkte nutzten zudem die Gelegenheit, um mehr für die angebotenen Produkte zu verlangen.
Vertreter großer Supermarktketten reagierten unterschiedlich auf das Gesetz. Sie sprachen von höheren Preisen und Entlassungen. Problematisch seien unter anderem schlechte Finanzberichte der vergangenen Monate und eine Abnahme der Profitabilität, schreibt „Ha’aretz“.
Es sei ein schwerer Schlag für die Supermärkte, die nun mit einer immensen Kostenzunahme rechnen müssen, äußerte sich der Vertreter einer Supermarktkette am Mittwoch. Die Profitabilität werde noch mehr angegriffen, da bereits Wettbewerb und zurückgehender Konsum eine Preiserhöhung riskant machen. „Der Mindestlohn in Israel ist verglichen zum Rest der Welt nicht niedrig. Das Problem in Israel sind die hohen Lebenshaltungskosten, deshalb sollten nicht die Löhne erhöht, sondern zum Beispiel die Mehrwertsteuer für Nahrungsmittel gesenkt werden.“ Trotzdem sah er einen höheren Mindestlohn als „willkommenen Schritt in Richtung sozialer Gerechtigkeit“.

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