Aus der Rettungsaktion ist eine ungewöhnliche Freundschaft entstanden, die auch den Krieg lange Jahre überdauert hat. „Meine Eltern hatten damals zwei Stunden Zeit sich zu entscheiden, das Ehepaar aufzunehmen“, erzählt Abert Reeders, eines von fünf Kindern der Familie. Er erhält den Preis der „Gerechten unter den Völkern“ stellvertretend für seine Eltern, die vor mehr als 20 Jahren gestorben sind.
Auslöser für den Kontakt zwischen dem christlichen Ehepaar Reeders und den Grimmichers war ein Informant der holländischen Polizei. Dieser hatte die Mitglieder der Widerstandsbewegung darüber informiert, dass die Polizei das bisherige Versteck der Familie ausfindig gemacht hatte. Falls die Polizei die Gimnichers gefunden hätte, wären sie dem Tod ausgeliefert gewesen.
Der Fabrikarbeiter und die Hausfrau handelten schnell und nahmen das Ehepaar auf. André Reeders war auch beteiligt am Druck von Flugblättern für den Widerstand. „Das Essen war knapp und nur durch Essensmarken zu erhalten“, schreibt Yad Vashem. „Das Essen wurde mit allen Hausbewohnern geteilt. Dies wurde auch nie diskutiert.“ Die Reeders hatten ihren Kinder verboten, Fremde auf den Dachboden, wo die Gimnichers lebten, zu lassen. Dort gab es nur einen beheizten Raum, so dass die Juden sich im Winter oft im Erdgeschoss aufhielten.
Die Gimnichers hatten zwei Kinder. Eines davon floh nach Amerika, das andere überlebte den Krieg in einem Versteck in Holland. Beide Ehepaare lebten auch noch einige Monate nach der Befreiung Hollands zusammen. „Die Art und Weise, wie beide Ehepaare alles in ihrem Leben geteilt haben, war sehr bemerkenswert“, schreibt der Yad Vashem-Bericht. „Die Beziehung wurde auch zwischen den Kindern und Enkelkindern per Telefon, E-Mails und Treffen aufrecht erhalten, nachdem die Gimnichers in die USA emigriert waren.“ Die Gimnichers sind in den 1960er Jahren gestorben.
„Die Bibel schreibt, dass die Menschen ihr Essen mit den Hungrigen und ihr Haus mit den Heimatlosen teilen sollen – dies haben meine Eltern getan“, erzählt Albert Johan Reeders der Tageszeitung „Ha´aretz“. Ein Vertreter der israelischen Botschaft wird Albert Johan Reeders und drei seiner Geschwister die Medaille in einer feierlichen Zeremonie am Mittwoch überreichen, eine Woche vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar.