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Israel droht Krokodil-Plage

Ein israelischer Unternehmer legt sich als Touristenattraktion im Westjordanland Krokodile zu. Doch wegen palästinensischer Gewalt bleiben die Besucher aus. Und ein neues Gesetz vereitelt eine weitere Geschäftsidee.
Krokodile stehen in Israel unter Artenschutz

JERICHO (inn) – Hunderte Krokodile sind in einer verlassenen Farm im Jordantal gestrandet, nachdem der Unternehmer Gadi Biton sie im Stich gelassen hat. Er wollte ihre Haut für die Lederherstellung verkaufen. Doch 2012 wurde ein Gesetz verabschiedet, das Krokodile unter Artenschutz stellt. Deshalb dürfen sie nicht getötet werden, um ihr Fleisch und die kostbaren Häute zu verkaufen.

Gescheiterte Touristenattraktion

Ursprünglich hatte Biton Ende der 1990er Jahre einige Krokodile in die Siedlung Patzael im Jordantal, nahe der Durchgangsstraße 90 nördlich von Jericho, gebracht. Sie dienten als Touristenattraktion. Doch wegen palästinensischer Gewalt in der Region blieben die Besucher fern. Wegen des Gesetzes konnte sich der Unternehmer der Tiere nicht mehr entledigen. Versuche, sie nach Zypern zu exportieren, scheiterten am Widerstand der Bewohner dort. Jetzt ist die Farm verlassen, während die Raubtiere auf einer Lagune in der Sonne faulenzen.

David Elhajani, Leiter des Regionalrats im Jordantal, befürchtet das Schlimmste: „Ein Krokodil kann über 100 Jahre alt werden. Hier auf der Farm gibt es große und kleine Krokodile, das heißt, es schlüpfen immer neue Krokodile. In fünf Jahren haben wir vielleicht tausende Krokodile – und keine Lösung. Und wenn ein Krokodil es bis in den Jordan schafft und wir dann einen internationalen Zwischenfall am Grenzfluss haben, dann wacht vielleicht jemand auf und versucht, eine schnelle Lösung für dieses Problem zu finden. Aber einfach wird das nicht.“

Am Unterlauf des Jordans gibt es beiderseits der Grenze, auf der jordanischen wie auf der israelischen Seite, eine vielbesuchte „Taufstätte Jesu“, wo christliche Pilger hinab zum Jordan steigen, um sich taufen zu lassen.

Vor einigen Jahren entkamen 70 Krokodile. Sie wurden jedoch nach einer dreitägigen Jagd wieder eingefangen. Versorgt werden die gestrandeten Reptilien heute von einem Tierpfleger, der ihnen einmal in der Woche tote Hühner als Futter bringt.

Mangelnde Kooperationsbereitschaft

Jetzt muss das israelische Militär eine „praktische Lösung“ für die Krokodile finden. Denn die Siedlung mit der verlassenen Krokodilfarm liegt in dem von Israel kontrollierten Teil des Westjordanlandes. Dort gilt die als „Zivilverwaltung“ bezeichnete militärische Besatzung. Sie ist auch für alle zivile Belange verantwortlich. Die Militäreinheit COGAT beklagt die mangelnde Kooperation des Farmbesitzers und hat vorerst noch keine Lösung gefunden.

Von: Ulrich W. Sahm

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