JERUSALEM / GAZA (inn) – Israels Premier Ehud Olmert hat militärische Operationen abgekündigt, um den am Sonntag entführten israelischen Soldaten aus der Hand seiner palästinensischen Entführer zu bekommen. Allerdings hätten diplomatische Versuche Vorrang.
Israels Antwort werde hart sein und mehrere Tage dauern, so Olmert laut einem Bericht der „Tagesschau“. Die Armee sollte mit Aktionen jedoch warten, um das Leben des entführten Gilad Schalit nicht zu gefährden. Niemand dürfe mit den Kidnappern über dessen Leben verhandeln, so lange es diplomatische Möglichkeiten gebe, ordnete Olmert an.
„Jeder, der irgend etwas mit dem Schicksal des Soldaten zu tun hat, jeder, der Verantwortung dafür trägt, dass ihm etwas geschieht, der soll wissen, dass sein Blut über ihn und seine Anführer kommen wird“, sagte Verteidigungsminister Amir Peretz.
Israels Außenministerin Zipi Livni drängte die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), rasch zu handeln, damit der Soldat frei komme, wenn nötig mit Gewalt. Livni sagte: „Dies ist eine Gelegenheit für Abu Masen (den PA-Vorsitzenden Mahmud Abbas), zu beweisen, wie ernst seine Absichten sind.“
Hamas bittet um Schonung des Entführten
Hamas-Sprecher Ghazi Hamad forderte die Entführer auf, dem Gekidnappten kein Leid zuzufügen. Wie die „Tagesschau“ berichtet, sagte Hamad vor etwa zwei Dutzend Mikrofonen der Weltpresse auf Hebräisch: „Es gibt bislang keine offizielle Stellungnahme der Widerstandskräfte. Aber wenn das stimmt, dann rufen wir die Widerstandskräfte auf, sein Leben zu schonen und sich dem Soldaten gegenüber anständig zu verhalten.“
Tausende Israelis waren am Sonntag zur Klagemauer in Jerusalem gegangen, um dort für eine gesunde Rückkehr des Soldaten zu beten. Israelische Helikopter flogen derweil in den südlichen Gazastreifen, um nach dem Soldaten Ausschau zu halten. Die blutüberströmte kugelsichere Weste von Schalit wurde inzwischen unweit des Angriffsortes gefunden.
Ägypten bietet Hilfe an
Das ägyptische Konsulat in Gaza kontaktierte am Montag die Kidnapper über einen Mittler. Die Ägypter boten an, Schalit, der offenbar schwer verwundet ist, medizinisch zu versorgen. Wenn nötig, könnten den Ärzten dabei die Augen verbunden werden, damit sie das Versteck nicht wiederfinden. Bislang war unklar, ob die Entführer auf das Angebot eingegangen sind.
Den zehn Meter tiefen und 800 Meter langen Tunnel am „Dreiländereck“ Israel-Ägypten-Gazastreifen, durch den die palästinensischen Angreifer am Sonntagmorgen gekommen waren, um einen israelischen Militärstützpunkt anzugreifen, hat die Armee am Montag gesprengt.