JERUSALEM (inn) – Israelische Schüler schneiden im internationalen Vergleich erschreckend schlecht ab. Dies ergab die PISA-Studie, eine Untersuchung der Leistungen von 15Jährigen aus 41 Ländern, nach der israelische Schüler im unteren Drittel der Bewertung landeten.
Besonders in den Bereichen Lesefähigkeit, Mathematik und Naturwissenschaften waren erhebliche Defizite zu verzeichnen. Nach Angaben der Tageszeitung „Ha´aretz“ sind diese schlechten Ergebnisse ernsthafter Grund zur Sorge, weil sie eine Gefahr für die finanzielle und gesellschaftliche Zukunft Israels darstellen.
Deshalb forderte die israelische Bildungsministerin Limor Livnat von der Partei „Likud“ am Dienstag eine Reform des Bildungswesens. Ihrer Ansicht nach repräsentieren die schlechten schulischen Leistungen das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung.
Eine Schwierigkeit bei der Umsetzung der Reform stellt die finanzielle Einschränkung des Bildungswesens dar. An den meisten israelischen Grundschulen sind die Klassenverbände erheblich zu groß. Außerdem mangelt es an Mathematik- und Naturwissenschaftsunterricht – doch es ist kein Geld vorhanden, um zusätzliche Lehrer einzustellen.
Neben dem finanziellen Engpass gibt es jedoch auch strukturelle und fachliche Probleme: Die neuen modernen Methoden, die aus den USA übernommen wurden, sind gescheitert, weshalb jetzt wieder auf die antiquierten Methoden von früher zurückgegriffen werden muß, die in der Vergangeheit bessere Ergebnisse einbrachten, meinen Beobachter.
Des Weiteren haben die israelischen Schulen keinen authorisierten Leiter. Ein Schuldirektor ist weder berechtigt, Lehrer einzustellen, noch zu entlassen. Durch diesen Mangel an Amtsgewalt ist er kaum in der Lage, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Probleme nach eigenem Ermessen zu lösen. Folglich kann er seine Arbeit auch nur mit mäßigem Erfolg bewältigen.
Nach Aussage der Zeitung „Ha´aretz“ kann nur eine Verknüpfung der folgenden Faktoren das Bildungssystem aus der Zwickmühle befreien, in der es sich befindet: Zum einen müssten die Schulen verpflichtet werden, ein bestimmtes Niveau im Bezug auf die Lesefähigkeit, Mathematik und die Naturwissenschaften anzustreben. Zum anderen müßte der Schuldirektor die Verantwortung dafür übernehmen, daß das angestrebte Niveau erreicht wird. Im Gegenzug dazu sollte er aber auch die nötige Amtsgewalt zugestanden bekommen, die für eine erfolgreiche Bewältigung seiner Arbeit unerläßlich ist.