Der Mufti Ali Goma´a teilte über Twitter mit, der symbolische Besuch unterstreiche seine Solidarität mit dem Anspruch der Palästinenser auf Ostjerusalem.
Scheich Abdul Chalek Scharif aus dem Schura-Rat sagte dem Internetportal "elyom elsaba": "Ich bedaure seinen Besuch sehr. Seien die Ausreden, wie sie seien, es ist bekannt, dass jeder, der Jerusalem betritt, eine israelische Genehmigung erhält. Und das ist sehr bedauerlich."
Der Sprecher der Muslimbruderschaft, Mahmud Ghoslan, bezeichnete die Reise des Mufti als "sehr seltsam". "Muslimische Geistliche haben einen Standpunkt eingenommen, dass es keine Besuche in Jerusalem gibt, solange die israelische Besatzung andauert", wurde der Ägypter in der israelischen Zeitung "Yediot Aharonot" zitiert. "Er hat gegen diese Meinung der Mehrheit der Geistlichen verstoßen. Warum, weiß ich nicht."
Am Donnerstag protestierten in Kairo laut der Nachrichtenagentur dpa rund 1.500 Religionsstudenten der islamischen Al-As’har-Universität gegen die Jerusalem-Reise. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen marschierten sie auf einer Straße, die zum Internationalen Flughafen Kairo führt. Sie erklärten, der Mufti hätte Ostjerusalem und die Al-Aksa-Moschee nicht besuchen dürfen, da die heilige Stadt von Israel besetzt sei. Einige Studenten bezeichneten ihn als "Verräter".
"Besuch von Jordanien organisiert"
Hingegen teilte der Sprecher des Mufti, Ibrahim Negm, mit, den Besuch habe die königliche Familie in Jordanien organisiert. In Jerusalem sei ein islamisches Forschungszentrum eingeweiht worden, dessen Kuratorium Goma´a angehöre. "Dies ist nicht politisch. Es ist ein wissenschaftlicher und kein politischer Besuch."
Laut "Yediot Aharonot" besuchte unter anderen auch ein Cousin des jordanischen Königs Abdullah II., Prinz Ghasi Bin Muhammad, am Mittwoch den Tempelberg. Aus dem Ministerium für religiöse Ausstattung in Amman hieß es, mit dem Besuch reagiere Jordanien auf Aufrufe von palästinensischen Vertretern, darunter Präsident Mahmud Abbas. Diese hatten gefordert, viele Muslime sollten die Al-Aksa-Moschee besuchen, um eine palästinensische und arabische Präsenz in Jerusalem zu schaffen.