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Interview mit Miriam Feierberg, Bürgermeisterin von Netanya

Israelnetz: Frau Feierberg, wie wichtig ist für den Staat Israel, aber insbesondere für Netanya, die deutsch-israelische Freundschaft?

Feierberg: Die Deutschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg mit großen Anstrengungen aus Schutt und Asche wieder herausgekommen. Ganz Deutschland war zerstört, doch die deutsche Bevölkerung hat vor dem Wiederaufbau nicht resigniert, sondern tatkräftig am Aufstieg Deutschlands gearbeitet. Dafür gilt unseren deutschen Freunden Anerkennung. Doch wir denken auch an die Shoa, die Ermordung von Millionen Juden in Deutschland und Europa. Viele waren mit der Judenverfolgung nicht einverstanden, aber sie haben auch nichts dagegen unternommen. Doch heute, nach mehr als 50 Jahren, sind die meisten Menschen in Deutschland gute Freunde von Israel. Die Unterstützung, die wir in Netanya gerade von unserer Partnerstadt Gießen erhalten, ist in all dem Leid, das wir in Israel derzeit erleben, ein Licht der Hoffnung. Auf einem langen Weg haben wir eine große Unterstützung von Juden und Nichtjuden aus Gießen und aller Welt erhalten. Das hat uns geholfen, schwere Zeiten durchzustehen.

Israelnetz: Netanya ist eine schöne Stadt am Mittelmeer, mit Strandpromenade und Einkaufszentren, eigentlich ein ideales Ziel für Touristen. Doch Ihre Stadt war in den vergangenen Jahren sehr häufig Angriffsziel palästinensischer Terroristen. Wie halten Sie den Terror aus?

Feierberg: Netanya ist wirklich eine sehr schöne Stadt, mit einem 13 Kilometer langen Strand, kurz: eine Stadt der Lebensfreude. Früher kamen viele Touristen nach Netanya, aber seit es so viele Anschläge gibt, bleiben die Hotels und Pensionen leer. In Netanya hat es in den vergangenen drei Jahren besonders viele Anschläge gegeben. Insgesamt waren es 14. Besonders erschreckend war für mich persönlich das brutale Attentat im Jahr 2002 am Seder-Abend im „Park-Hotel“. Da waren 200 Menschen versammelt, unter ihnen waren Kinder, alte Menschen, Shoa-Überlebende…

Israelnetz: … die keinen anderen Ort der Welt außer Israel haben, an dem sie leben können und wollen.

Feierberg: Richtig. Sie wollten Pessach feiern, das jüdische Fest, das wie keine anderes den Übergang der Juden von der Knechtschaft in die Freiheit symbolisiert. Und da kam dieser Palästinenser, sprengte sich in die Luft und tötete 30 Menschen. Wie nach jedem Anschlag war ich nach wenigen Minuten am Tatort. Was ich dort gesehen habe, wird mich mein Leben lang begleiten. Es ist ein schrecklicher Zustand für uns Israelis: Eltern schicken ihr Kind in den Supermarkt, um eine Tafel Schokolade zu kaufen, doch sie wissen nicht, ob es zurückkommen wird.

Israelnetz: Israel wird – auch in den deutschen Medien – als die Besatzungsmacht gesehen, die Palästinenser als Widerstandskämpfer.

Feierberg: Ich denke nicht, daß man den Terror der Palästinenser als „Widerstand“ bezeichnen kann. Das ist kein Widerstand, sondern Mord. Auch das Attentat an dem Seder-Abend in Netanya war kein Akt des Widerstandes, sondern kaltblütiger und kalkulierter Mord an unschuldigen Menschen. In dem täglichen Kampf, den wir gegen Terroristen führen müssen, ist es nicht Israels Ziel, Unschuldige zu treffen. Aber der Palästinenser, der am Seder-Abend in das „Park-Hotel“ kam, wollte Unschuldige treffen. Israel führt einen Kampf ums Überleben und muß seine Bürger schützen. Die europäischen Medien betrachten die Palästinenser als „Underdogs“ und ihren Kampf als „Widerstand“. In Wirklichkeit ist es anders. Nicht sie, sondern wir sind die Opfer.

Miriam Feierberg ist Bürgermeisterin der israelischen Küstenstadt Netanya. Die Likud-Politikerin hielt sich zur Feier des 25jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit der hessischen Universitätsstadt Gießen in Deutschland auf. Mit Bürgermeisterin Feierberg sprachen Elisabeth Hausen und Andreas Dippel.

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