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Infos für Drogen: Israel deckt Hisbollah-Spionagering in den eigenen Reihen auf

Israelische Offiziere sollen für Geld und große Mengen von Drogen Informationen über die israelischen Streitkräfte und ihre Operationen an die schi’itische Hisbollah im Libanon weitergegeben haben. Das wurde am Mittwoch vom israelischen Zensor zur Veröffentlichung freigegeben.

Die zehn Verdächtigen sind ausnahmslos Beduinen aus Beit Zarzir in Galiläa. Der höchstrangige Offizier des Spionagerings ist Omar al-Hayeb. Der 40jährige hatte als Oberstleutnant Zugang zu geheimen Informationen.

1996 war Omar al-Hayeb durch eine Bombe im Libanon schwer verletzt worden. Insgesamt war er danach eineinhalb Jahre im Krankenhaus, davon vier Monate im Koma. Nach 16 Operationen wurde er als 98 Prozent Invalide eingestuft. Bilder, die in der hebräischen Tageszeitung „Ma´ariv“ veröffentlicht wurden, zeigen den Vater von vier Kindern im Gespräch mit verschiedenen Generalstabschefs und dem Minister für innere Sicherheit, Uzi Landau.

Ein Militärgericht in Tel Aviv ordnete am vergangenen Donnerstag eine 13tägige Untersuchungshaft an. Al-Hayeb wird der Kontakt mit ausländischen Agenten, schwere Spionage, Verrat und der Import und Verkauf von harten Drogen vorgeworfen. Er soll von den Schi´iten Drogen im Wert von mehreren Millionen Dollar bekommen haben.

Für vier weitere Mitglieder des Spionagerings, Jimal Rahal, 27, Omar Rahal, 28, Jizal Rahal, 45, und Muhammad Rahal, 37, die ebenfalls aus Beit Zarzir stammen, wurden Verfahren beim Verwaltungsgericht in Nazareth eingeleitet.

Die israelischen Soldaten sollen Informationen über Truppenbewegungen, die Stationierung von Panzern sowie über einzelne Soldaten und Offiziere an die Feinde im Libanon weitergegeben haben. Als besonders sensibel werden Informationen bezeichnet, die über Generalmajor Gabi Ashkenazi, den ehemaligen Kommandeur des Nordabschnitts und jetzigen stellvertretenden Generalstabschef, verraten wurden.

Außerdem sollen sie geheime Militärkarten und israelische Mobiltelefone an die radikalen Islamisten im Libanon weitergegeben haben. Eines der Handys war bei einem Terroristen gefunden worden, der im März 2002 einen Anschlag in der Nähe des Kibbutzes Metzuba verübt hatte, bei dem sechs Israelis ums Leben kamen. Die Aufzeichnung der Gespräche von diesem Mobiltelefon aus war eine der Spuren, die den israelischen Fahndern halfen.

Nach 18 Monaten Ermittlungsarbeiten durch Israels Inlandsgeheimdienst „Shabak“, Polizei und Militär konnten die mutmaßlichen Spione jetzt festgenommen werden. Die Informationen und ihre Bezahlung wurden hauptsächlich über den libanesischen Drogenhändler Kamil Nahara, alias Abu Said, abgewickelt. Die Ermittler vermuten aber, daß die Verdächtigen in einigen Fällen auch direkten Kontakt zu hohen Vertretern der Hisbollah-Miliz hatten.

Seitdem sich die israelische Armee im Mai 2000 aus dem Libanon zurückgezogen hat, konnten israelische Sicherheitskräfte zehn Rekrutierungsversuche der Hisbollah in der israelischen Bevölkerung aufdecken. Erst vor dreieinhalb Monaten hatte der Fall von Nissim Nasser aus Holon Schlagzeilen gemacht. Der Sohn eines schi´itischen Vaters und einer jüdischen Mutter soll ebenfalls für die Hisbollah spioniert haben. Er war vor neun Jahren aus dem Libanon nach Israel eingewandert.

Beduinen werden von der israelischen Armee oft als Fährtenleser eingesetzt. Generalstabschef Generalleutnant Moshe „Bugy“ Ayalon sah sich genötigt, zu betonen, daß dieser Einzelfall keinesfalls repräsentativ ist für die Beduinen, die dem Staat treu und mutig dienen, einen untrennbaren Bestandteil der Sicherheitskräfte darstellen und einen großen Preis für die Sicherheit des Staates bezahlt haben.

Die Angeklagten weisen bislang alle Anschuldigungen als unbegründet zurück. Al-Hayebs Verteidiger, Amnon Zichroni, beschuldigt Polizei und Geheimdienst, einen „Medienzirkus“ zu veranstalten.

Die hebräische Tageszeitung „Ha´aretz“ titelte: „Größter Hisbollah-Spionagering in Israel aufgedeckt“. „Ma´ariv“ schrie „Verrat!“ und „Das Böse kommt von Norden!“ Der Sprecher der israelischen Armee bezeichnete diesen außergewöhnlichen Vorfall als schweren Schlag, nicht nur gegen die Sicherheit Israels, sondern vor allem auch gegen die Moral und Werte, denen Soldaten und Offiziere des Staates Israel verpflichtet sind.

Dieser jüngste Spionagefall in der israelischen Armee ist ein weiterer schwerer Schlag für die jüdisch-arabischen Beziehungen innerhalb der israelischen Gesellschaft. Er reißt den Graben zwischen Juden und Nichtjuden im jüdischen Staat noch weiter auf und ist Wasser auf die Mühlen derer, die die eine Million arabischer Israelis als „fünfte Kolonne“ verdächtigen.

Der Fall ist besonders tragisch, weil die verdächtigen Soldaten alle aus einem Beduinendorf stammen, in dem die überwiegende Mehrzahl der jungen Männer seit Generationen freiwillig in Kampfeinheiten der israelischen Armee dienen. In dem Dorf mit 7.000 Einwohnern gibt es 120 Gräber auf dem Militärfriedhof. Diese Beduinen haben ihren Einsatz für den jüdischen Staat mit einem überdurchschnittlich hohen Blutzoll bezahlt.

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