Das Programm haben Juri Gidron von der Psychologischen Fakultät an der Freien Universität Brüssel und der Trauma-Experte Mosche Farhi von der Fakultät für Sozialarbeit in Tel Hai entwickelt. An dem Experiment nahmen etwa 170 Studenten und Angehörige zwischen 18 und 50 Jahren teil. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine sollte eine traditionelle psychologische Beratung, bei der anderen wurde das Prinzip der „psychologischen Immunisierung“ angewandt.
Laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ erhielten zum Auftakt alle Teilnehmer Informationen über die Schweinegrippe. Anschließend wurde bei jedem der Grad an Furcht vor der Krankheit selbst, einer Ansteckung und einem tödlichen Ausgang gemessen.
Nun wurden die Mitglieder der Gruppe „Psychologische Immunisierung“ in einer Chat-Sitzung mit sechs provokativen Aussagen zur Schweinegrippe konfrontiert. Darunter waren falsche und beängstigende Einzelheiten über die Krankheit, wie beispielsweise: „Bei Ihnen besteht ein höheres Risiko als bei jedem anderen, Schweinegrippe zu bekommen.“ Dies sollte die Anspannung des Probanden erhöhen.
Dann sollte der Versuchsteilnehmer mit einem Satz antworten, der die Anspannung und Furcht mindern kann. Eine der möglichen Antworten auf die genannte Behauptung lautete: „Ich weiß, dass bei mir kein höheres Risiko besteht als bei anderen Leuten.“
Biologische Immunisierung als Vorbild
Wie der Wissenschaftler Farhi mitteilte, basiert das Programm auf der biologischen Immunisierung. Dabei wird ein Patient mit schwächeren oder toten Krankheitszellen infiziert, um Antikörper zu bilden. Die Provokation „schafft einen stufenweisen Anstieg in der Furcht, um den Patienten zu befähigen, sie in einer vernünftigen Weise zu besiegen und Mittel der Immunisierung gegen die Furcht zu entwickeln“.
Farhi fügte hinzu: „Der mentale Prozess zwischen dem Augenblick, in dem die provokative Aussage gehört wurde und dem, in dem die Antwort gegeben wurde, ist die Erzeugung der psychologischen Immunisierung. Die Person lernt, Gedanken abzuwehren, die nicht wahr sind und sie durch wahre Gedanken zu ersetzen, die mehr im Einklang mit der Wirklichkeit stehen. Auf diese Weise ist es möglich, beängstigende Gedanken über die Krankheit zurückzuweisen – zum Beispiel, dass sie gefährlich sei oder dass es notwendig sei, Orte mit einer hohen Konzentration an Menschen zu meiden.“
Vor dem Experiment empfanden 17 Prozent der Probanden mittelgroße bis große Furcht vor der Schweinegrippe. Bei 20 Prozent war sie mäßig und bei 63 Prozent niedrig bis sehr niedrig. Durch die „psychologische Immunisierung“ ging die Zahl derjenigen, die mäßige oder größere Angst hatte, um 68 Prozent zurück. Bei den Teilnehmern, die eine traditionelle Therapie erhielten, waren es nur 44 Prozent.