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Im Porträt: Israels neuer Botschafter

Symbolik spielte immer schon eine große Bedeutung in den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Das Geburtsdatum des Nachfolgers von Schimon Stein auf dem Botschafterposten in Berlin könnte nicht symbolischer sein: 20. Juli 1944, der Tag des Attentats auf Hitler. Während alle bisherigen israelischen Botschafter von Haus aus gut Deutsch sprachen, so der aus Österreich stammende Ascher Ben Natan, oder es perfekt erlernten, wie Avi Primor, verstehe Ben Zeev kein Deutsch.

Yoram Ben Zeev wurde in Israel geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Der Karrierediplomat studierte „Internationale Beziehungen“ an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Danach wechselte er zu „Nahöstlichen Studien und politischen Wissenschaften“.

Während er vom israelischen Konsulat in Hongkong aus die Volksrepublik China beobachtete, oder, wie es in seinem offiziellen Lebenslauf heißt, „China-Watch“ betrieb, erlernte er an der Filiale der amerikanischen Yale Universität die chinesische Sprache. Von 1974 bis 1977 war er erster Sekretär an der Botschaft Israels in Manila auf den Philippinen. Bis 1981 war er in Jerusalem „Hauptassistent“ in der Nahostabteilung des Außenministeriums.

An der Seite des Staatspräsidenten

Seinen nächsten Auslandsposten absolvierte er als Presseattaché in Los Angeles, wohin er zwischen 1995 und 1999 als „Generalkonsul für den Südwesten der USA“ zurückkehrte. Nach zwei Jahren als stellvertretender Direktor der Abteilung für „öffentliche Angelegenheiten“ seines Ministeriums wechselte er für sechs Jahre (1987-1993) in das Amt des Staatspräsidenten als Berater und stellvertretender Generaldirektor. Diese Periode entspricht der zweiten Kadenz des inzwischen verstorbenen Präsidenten Eser Weizman.

Ab 1993 wurde er während der Regierung Jitzhak Rabins zum „Koordinator für den Friedensprozess“ und war gleichzeitig stellvertretender Leiter der Nahostabteilung des Außenministeriums. In diesem Rahmen war er auch Delegationsmitglied bei den jordanisch-palästinensischen Verhandlungen zur Prinzipienerklärung vom September 1993, eher bekannt als „Osloer Verträge“.

Nach seiner Rückkehr von dem schon erwähnten Posten als Generalkonsul in Los Angeles wurde er stellvertretender Leiter der Nord-Amerika Abteilung. In dieser Funktion begleitete er viele Delegationen in die USA, so auch ein Planungskomitee für das Jahr 2010. Als Sondergesandter des Premierministers Ehud Barak beteiligte er sich an den Vorgesprächen zum (gescheiterten) Camp David-Gipfel mit Bill Clinton und Jasser Arafat im Juli 2000.

Empfehlung von Livni

Zum neuen Botschafter in Deutschland wurde Ben Zeev offenbar auf Empfehlung von Außenministerin Zipi Livni vorgeschlagen. Andere potentielle Kandidaten, darunter der ehemalige Generaldirektor Ron Prosor, der perfekt Deutsch spricht und Deutschland bestens kennt, wurden derweil auf andere Posten versetzt. Der ebenfalls aus deutschem Hause stammende Gideon Meir wurde Botschafter in Rom, während Prosor als Botschafter nach London ging.

Noch weigert sich das israelische Außenministerium, nähere Einzelheiten über den künftigen Botschafter in Berlin freizugeben. „Solange die Ernennung von Ben Zeev nicht vom israelischen Kabinett am nächsten Sonntagmorgen genehmigt wurde und dann auch die Bundesregierung ihre Zustimmung gegeben hat, werden wir in dieser Angelegenheit völlig unkooperativ sein“, meinte ein Sprecher. Auch Interview-Anträge würden erst angenommen, wenn beide Regierungen ihren Segen für die Ernennung gegeben hätten.

Berlin ist für Israel einer der wichtigsten Botschafterposten überhaupt. Ausgerechnet mit Deutschland pflegt Israel enge politische wie militärische Beziehungen. Auch das Gewicht Deutschlands in der EU hat für Israel große Bedeutung. Umgekehrt gehört es zu den ungeschriebenen Regeln deutscher Bundeskanzler, kurz nach ihrer Ernennung einen Pflichtbesuch in Israel zu machen.

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