In einer Werkstatt im israelischen Nationalmuseum kümmern sich die Frauen um die rund 10.000 Bruchstücke, die von etwa 900 Schriftrollen stammen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Die Qumran-Rollen sind die ältesten bekannten Teile des Alten Testaments. Die Texte sind auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch und stammen aus dem 3. Jahrhundert vor der Zeitrechnung.
Vor rund 50 Jahren wurden die Schriftrollen in den Höhlen von Qumran entdeckt. Damals hatten die Restauratoren die einzelnen Bruchstücke mit Klebeband zusammengefügt. „Aber schon in den 1960er Jahren wurde klar, dass das ein Desaster war“, sagte Pnino Schor von der israelischen Altertumsbehörde. Das Klebeband habe Teile des Pergaments durchsetzt und schließlich zu seiner Auflösung beigetragen. Für die vier Frauen bedeutet das zusätzlicher Aufwand.
Sie tupfen vorsichtig kleine Mengen eines organischen Lösungsmittels auf ein zerbrechliches Fragment, um die Reste des Klebstoffes zu lösen. Anschließend werden die Fragmente auf säurefreiem Karton angeordnet und in speziellen Schutzbehältern aufbewahrt. Diejenigen Textausschnitte, die im Museum ausgestellt werden sollen, werden in Behältnissen aus Polyester zwischen Polycarbonat-Tafeln gelagert.
„Keine Arbeit, sondern Segen“
Trotz der Umstände zeigen sich die Restauratorinnen geduldig: „Für mich ist das keine Arbeit, es ist ein Segen“, sagte Tanja Treiger. Vielmehr gehen sie mit Ehrfurcht an ihre Aufgabe heran. „Als ich die Bruchstücke zum ersten Mal sah, zitterten mir die Hände“, so die Restauratorin Tanja Bitler. Die Texte stammten aus einer entscheidenden Epoche der westlichen Geschichte, als sich das Christen- und das Judentum zu entwickeln begannen, fügt Schor hinzu. „Die Schriftrollen erzählen uns etwas von unseren gemeinsamen Wurzeln.“
Zeitgleich zur Restaurierung sollen die Texte über das Internet zugänglich gemacht werden. Dies habe zudem den Vorteil, dass Altertumsforscher die kleinen Teile neu zusammensetzen können, ohne die unbezahlbaren Funde dabei zu beschädigen. „Dann beginnt das ultimative Puzzle“, sagte Schor.
Ein Video über die Arbeit der Restauratorinnen finden Sie in der Online-Ausgabe der FAZ.