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Holocaustgedenktag 2004: „Bis zum letzten Namen“

JERUSALEM (inn) – Am Sonntagabend hat in Israel der Holocaustgedenktag begonnen. An der traditionellen Feierstunde in der Holocaustgedenkstätte Jad VaSchem in Jerusalem, die über alle israelischen Rundfunk- und Fernsehkanäle übertragen wurde, nahmen unter anderen Staatspräsident Katzav, Regierungschef Scharon, der Knessetvorsitzende Rivlin und die Oberrabbiner Israels Metzger und Amar teil. Die Feier stand unter dem Thema „Bis zum letzten Juden, bis zum letzten Namen“.

Präsident Mosche Katzav erinnerte daran, dass beispielsweise zwei Drittel der ungarischen Judenheit innerhalb von nur zwei Monaten vernichtet wurden – während „die Welt die Augen schloss“. Bis heute sind nicht alle Dokumente über die europäische Judenvernichtung gesammelt und ausgewertet, erinnerte er im Blick auf den Auftrag an die Holocaustgedenkstätte und erwähnte besonders die neuerliche Welle des Antisemitismus in Europa: „Es ist unsere Aufgabe, das Andenken an jeden Einzelnen der sechs Millionen ermordeten Juden zu bewahren.“

Premierminister Ariel Scharon bezeichnete den Sieg über den Nationalsozialmus als „Sieg des Geistes der Menschlichkeit, Zions und Jerusalems“. Weiter rief er die freie Welt auf, „sich zu besinnen und niemals zu vergessen.“ Israel werde auch den „Mördern von heute und denen von morgen“ nicht erlauben, dem jüdischen Volk Schaden zuzufügen.

Die Holocaustüberlebenden, die traditionell die sechs Fackeln im Andenken an die sechs Millionen Ermordeten entzündeten, stammten von der griechischen Insel Rhodos, aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Litauen und Polen. Jeder erinnerte in wenigen Sätzen in kurzen Filmausschnitten an die entscheidenden persönlichen Erinnerungen an den größten Völkermord Europas. Die Fackeln wurden den Überlebenden jeweils von einem Enkel überreicht, als sichtbares Zeichen dafür, dass es Hitler und seinen Helfershelfern nicht gelungen ist, das jüdische Volk zu vernichten.

In bewegender Weise stellte eine Holocaustüberlebende, die vier Vernichtungslager überlebt hat und als einzige ihrer großen Familie im Jahre 1949 nach Israel einwandern konnte, den Bezug zur aktuellen Lage her: „Wir müssen auch in diesen schweren Tagen unser Heimatland bewahren. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass wir kein anderes Haus, keine andere Heimat haben.“ Auch die Lesung des aschkenasischen Oberrabbiners Jona Metzger aus Psalm 83 und das Kaddisch-Gebet seines sephardischen Kollegen, Schlomo Amar, sprachen direkt in die aktuelle, so aussichtslos scheinende Situation des jüdischen Staates.

Generalstabschef Mosche Ja’alon hatte vor Beginn der Gedenkfeier vor Journalisten betont: „Wir werden nicht zulassen, dass sich die Vergangenheit wiederholt“. Den Zermürbungskrieg mit radikalen palästinensischen Islamisten nannte er in diesem Zusammenhang eine „komplizierte Schlacht, in der die Armee ihre moralischen und qualitativen Normen bewahren“ müsse.

Am Montag werden 6.000 Jugendliche aus Israel und anderen Ländern im polnischen Auschwitz am „Marsch der Lebenden“ teilnehmen. Um elf Uhr Ortszeit werden in Israel zwei Minuten lang im ganzen Land die Sirenen heulen. Ein ganzer Staat wird in dieser Zeit im Gedenken an die sechs Millionen ermordeten Juden still stehen. Radio- und Fernsehprogramme, der Schulunterricht und das gesamte gesellschaftliche Leben Israels sind an diesem Tag auf das Gedenken an den Völkermord während des zweiten Weltkrieges ausgerichtet.

Offiziell wird der Holocaustgedenktag Israels am Montagabend durch eine Gedenkfeier im Haus der Ghettokämpfer im Kibbutz Lochamei HaGhettaot zwischen Akko und Naharija in Nordisrael abgeschlossen. Kinder und Enkel von Holocaustüberlebenden werden dort über das Thema „die zweite und dritte Generation“ sprechen.

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