Holocaust-Überlebende sammeln Vorräte wegen Finanzkrise

JERUSALEM (inn) - In Israel leben noch etwa 230.000 Überlebende der Judenverfolgung in der NS-Zeit. Durch die weltweite Finanzkrise und den Raketenalarm wegen der palästinensischen Angriffe werden in ihnen 64 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz traumatische Erinnerungen geweckt.

„Die Finanzkrise hat auch die Schoah-Überlebenden schwer getroffen, für die schon so jeder Tag ein Kampf ist“, sagte der Sozialarbeiter Gai Afari gegenüber der Zeitung „Jediot Aharonot“. Er ist stellvertretender Generaldirektor der Einrichtung für die Wohlfahrt der Holocaust-Überlebenden. „Viele von ihnen stützen sich auf Hilfe von Einrichtungen, die zum Teil zusammengebrochen sind.“ Rund 60.000 Überlebende würden als bedürftig eingestuft.

Durch Entlassungen könnten viele ihren Angehörigen nicht mehr so gut helfen wie bislang, fügte Afari hinzu. „Das bringt wieder Instabilität in ihr Leben. Die Gedanken, die ihnen im Kopf herumgehen – vor allem angesichts ihrer Erfahrung -, sind, dass ein Rückgang in der Menge der Lebensmittel den Tod bedeutet. Auch die Raketen und Sirenen im Krieg haben sie an die besonders furchtbare Zeit erinnert.“ Deshalb haben einige Überlebende angefangen, sich Lebensmittelvorräte anzulegen.

„Alarm ließ schlimme Erinnerungen wieder aufleben“

Parha Wiesel ist 82 Jahre alt und lebt in der Küstenstadt Aschkelon, die sich in Reichweite der Raketen aus dem Gazastreifen befindet. Sie berichtete, der Alarm habe schlimme Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit geweckt: „Es erinnerte mich an den Krieg, den ich durchgemacht habe. Während dieser ganzen Zeit habe ich mich kraftlos gefühlt. Ich bin sehr krank und konnte nicht in den Bunker laufen.“

Die Überlebende erzählte weiter: „Ich wohne zur Miete, und das ist viel Geld für mich. Ich habe nicht einmal einen Fernseher. Ich kann mir nicht jedes Medikament erlauben, das ich brauche, aber ich verstehe, dass der Staat viele andere Bedürfnisse hat, außer mir zu helfen. Also begnügt man sich mit dem, was es gibt. Ich fühle, dass man versucht zu helfen, aber nicht immer rechtzeitig, also sitze ich einfach zu Hause und warte. Schließlich bleibt mir nicht mehr viel Zeit.“ Jeden Tag sterben ungefähr 30 Schoah-Überlebende in Israel.

Internationaler Gedenktag

Am heutigen Dienstag ist der internationale Holocaustgedenktag. Er wird unter anderem von Deutschland und den Vereinten Nationen jedes Jahr am 27. Januar begangen – dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Der Gedenktag in Israel ist in diesem Jahr am 27. April.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen