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Holocaust-Opfer leben länger als Altersgenossen

HAIFA (inn) – Überraschendes Forschungsergebnis: Holocaust-Überlebende haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, die das Trauma der Judenverfolgung nicht durchgemacht haben. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Haifa.
Eine Studie unter polnischstämmigen Juden zeigt: Schoah-Opfer leben länger.

Die Wissenschaftler haben die Sterbedaten von Juden aus Polen untersucht, die beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 4 bis 20 Jahre alt waren. Als Vergleichsgruppe dienten gleichaltrige polnische Einwanderer, die bereits vor dem Krieg ins Mandatsgebiet Palästina gelangt waren. Nach Auffassung der Forscher in Haifa ist jeder Jude, der sich zwischen 1939 und 1945 in Polen aufhielt, per se ein Überlebender der Schoah. Denn sie alle hätten sich immer in Gefahr befunden, schreiben die Akademiker in der Online-Fachzeitschrift „PLOS ONE“.
Für die Untersuchung wurden die Lebensdaten von 55.220 Juden herangezogen – 41.454 Überlebenden und 13.766 Vertretern der Vergleichsgruppe. Die Informationen zum Tod dieser Israelis erhielten die Wissenschaftler vom Staatlichen Versicherungsinstitut. Dieses registriert allerdings keine Todesfälle bei Personen, die das 16. Lebensjahr nicht vollendet haben. Inwieweit die jeweiligen Überlebenden der Verfolgung konkret ausgesetzt waren, konnte ebenfalls nicht berücksichtigt werden.

Unterschiede nur bei Männern

Die Forscher stellten fest, dass bei den Frauen der beiden Gruppen keine erkennbaren Unterschiede bezüglich der Lebenserwartung bestehen. Hingegen wurden die überlebenden Männer im Untersuchungszeitraum von 1950 bis Ende 2011 im Durchschnitt sechseinhalb Monate älter als diejenigen, die vor dem Weltkrieg emigriert waren.
Zur näheren Analyse haben die Wissenschaftler die untersuchten Personen in drei Altersgruppen eingeteilt, ausgehend vom Jahr 1939: 4 bis 9, 10 bis 15 und 16 bis 20. Bei den jüngsten Kindern sind keine nennenswerten Unterschiede zur Vergleichsgruppe festzustellen. Die Jugendlichen hingegen lebten um zehn Monate länger als ihre Altersgenossen. Bei den 16- bis 20-Jährigen betrug die Differenz sogar 18 Monate.
Das Ergebnis der Studie hat die Forscher selbst überrascht. Eine abschließende Erklärung für die Befunde haben sie nicht. Ein 85-jähriger Überlebender sagte der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“ in einem Videointerview auf eine entsprechende Frage: „Nach so vielen Sorgen und Qualen wirkt das normale Leben sehr leicht.“

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