JERUSALEM (inn) – Für dieses Jahr ist die Produktion einer Briefmarke anlässlich des 40-jährigen Bestehens von diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland geplant. In Israel regt sich derweil Widerstand gegen die Marke, da das bisherige Motiv keinen Bezug zum Holocaust vorsah.
Am Mittwoch beschäftigte sich das ministeriale Komitee für Zeremonien und Symbole in einer Sondersitzung mit der Briefmarke. Es entschied, dass die erste israelisch-deutsche Briefmarke in Israel nicht erscheinen werde, wenn sie nicht ausdrücklich auf den Holocaust Bezug nehme.
Nachdem die Tageszeitung „Jerusalem Post“ über die Marke berichtet hatte, schrieben viele Menschen protestierende Briefe und E-Mails. „Solange die letzten Überlebenden unter uns leben und gegen die Leugnung des Holocaust kämpfen, ist diese Briefmarke eine Schande für die israelische Post und das Kommunikationsministerium“, schrieb etwa Dov Ben-Barak, ein Holocaust-Überlebender, der eine Kampagne gegen die Marke ins Leben gerufen hat.
Der Vorsitzende des Komitees, Gesundheitsminister Dan Naveh, entschuldigte sich, dass das Komitee die Marke „automatisch“ genehmigt habe, ohne Rücksprache mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem oder mit Überlebenden zu halten. Naveh kündigte an, dass Israel keine Briefmarke veröffentlichen werde, die keinen Bezug zum Holocaust habe. Selbstverständlich stehe es Deutschland jedoch frei, eine eigene Briefmarke zur 40-Jahr-Feier zu produzieren.
Naveh selbst ist Sohn von Holocaust-Überlebenden und hat Deutschland nie besucht oder ein deutsches Auto gekauft. „Aus Prinzip“, sagen seine Vertrauten.
Die diplomatische Beziehung zwischen Deutschland und Israel wurde 1965 begonnen. Damals gab es verärgerte und gewaltsame Proteste in Israel; viele waren der Meinung, dass das Land, das den Holocaust gebracht habe, boykottiert werden müsse.
Die Veröffentlichung der Jubiläumsmarke ist für den 12. Mai geplant. Zu diesem Anlass wird Bundespräsident Horst Köhler voraussichtlich nach Israel reisen. Die Marke soll in Deutschland den Wert von 55 Cent bekommen und sowohl in einer hebräischen als auch in einer deutschen Version erscheinen.